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Intel liegt im Clinch mit Sun

16.02.2000
Was passiert mit Solaris auf IA-64?

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Halbleiterriese Intel ist nicht mit dem Engagement von Sun Microsystems bei der Portierung von Solaris auf die kommende 64-Bit-Architektur "IA-64" zufrieden. Deshalb will das Unternehmen von CEO Craig Barrett seine eigenen Bemühungen in diesem Bereich "dramatisch herunterfahren" und die entsprechenden Ressourcen auf andere Bereiche verteilen.

Analysten vermuten mehrere Motive hinter diesem Schritt. Zum einen stelle sich Intel neuerdings zunehmend als Hardware-Anbieter für den elektronischen Handel dar und werde so zu einem Wettbewerber für Sun und seine Sparc-Server. Auf der anderen Seite lockere der zunehmende Erfolg des Open-Source-Unix Linux Intel die Quasi-Abhängigkeit von Sun als Unix-Anbieter. Im Vorfeld hatten mit SGI ("Irix") und Compaq ("Tru64") zwei prominente Unix-Hersteller ihre IA-64-Pläne gekippt; IBM ("AIX") und SCO ("Unixware") bündeln ihre Entwicklungen im Projekt "Monterey".

Bei Sun stieß Intels Erklärung auf Unverständnis. "Man hält uns offenbar für eine enorme Bedrohung", kommentierte Solaris-President Anil Gadre. Er glaubt, Intel schneide sich mit der Entscheidung nur ins eigene Fleisch - schließlich sei Solaris im E-Commerce-Umfeld eine ausgesprochen populäre Plattform. "Wir haben hier ein Betriebssystem der Weltklasse, das IA-64 ins Enterprise bringen kann. Anscheinend hat Intel daran kein Interesse", mäkelte Gadre weiter.

Ungewisse Zeiten brechen nun für Fujitsu-Siemens und NCR an, deren Produktstrategie auf der Kombination von Solaris und Intel basiert. "Was für eine Botschaft hat Intel für diese Hersteller?" fragt Gadre.