Profusion-Design dürfte Konkurrenzkonzepte verdrängen

Intel kauft sich mit Corollary Know-how für SMP-Architektur ein

10.10.1997

Corollary aus Irvine, Kalifornien, wird eine hundertprozentige Tochter von Intel werden, White verbleibt nach der Übernahme in Amt und Würden.

Corollary hat sich in der Vergangenheit durch verschiedene Mehr-Prozessor-Architekturen einen feinen Namen als Technologie-Schmiede gemacht. Mit Profusion entwickelte die Firma eine Architektur, die bislang von Samsung und Hitachi in Lizenz genommen wurde. Auch Data General (DG) soll eine Lizenz erworben haben. Unklar ist allerdings noch, ob DG das Profusion-Design in seinen Aviion-Servern einsetzen wird. Grundsätzlich kämpfte Corollary aber mit dem Problem, als Unternehmen zu klein zu sein, um seine Technologiekonzepte auf breiter Front am Markt durchsetzen zu können. Mit dem Einstieg von Intel dürfte sich dies entscheidend ändern.

Das wesentliche Merkmal der Profusion-Architektur ist zum einen das Buskonzept: Corollary hat hierfür einen Multiport-Memory-Controller entwickelt, der die Daten von den Prozessoren an die Speichersubsysteme verteilt. Der Controller ist das Herzstück einer gepufferten Bus-Switch-Architektur (siehe Grafik), die im Prinzip aus einem gesplitteten System- und einem dedizierten I/O-Bus besteht. Durch dieses Konzept soll der Datenverkehr zwischen Prozessoren und Arbeitsspeicher entlastet werden von demjenigen zwischen CPUs und Massenspeichern.

Für die Profusion-Architektur hat Corollary zudem ein besonderes Cache-Design entwickelt. Hierbei ist der SDRAM-Speicher ebenfalls in zwei Sektionen aufgeteilt. Möglich machen dies zwei Speicher-Ports, die sich nach außen wie ein einziger Memory-Controller verhalten. Durch die zwei Speicher-Ports erhöhe sich einerseits die Speicherbandbreite, andererseits würden Zugriffskonflikte reduziert, sagt Corollary. Auch ließe sich auf diese Weise ein größerer Arbeitsspeicher unterstützen. Profusion-Systeme mit solchermaßen geteiltem SDRAM-Speicher - Corollary nennt sie DRAM-Arrays - können auf bis zu 8 GB ausgebaut werden.

Der Aufkauf durch Intel ist insofern von Interesse, als die Entwicklung von symmetrischen Multiprocessing-(SMP-)Servern auf Wintel-Basis ins Stocken geraten ist. Mit Microsofts aktuellem Windows-NT-Betriebssystem lassen sich Maschinen bislang sinnvoll nur bis auf vier bis maximal sechs CPUs aufrüsten. Intel selbst bietet für Multiprozessor-Maschinen seine Standard-High-Volume-(SHV-)Prozessorkarten an. Diese können mit zwei beziehungsweise vier (Quadboard) CPUs bestückt werden. Gemeinsam mit den Pentium-Pro-Chips hatte Intel ferner im November 1995 den Chipsatz "450 GX" vorgestellt. Dieser ist nötig, um mehrere CPUs in einem Rechner nutzen zu können. Wie Intel-Sprecher Heiner Genzken sagte, hat Intel bislang keine Chipsets entwickelt, die mehr als vier Prozessoren bedienen. Neben der Verzögerung von NT 5.0 ist dies ein weiterer Grund, warum Server auf Wintel-Basis bis zum heutigen Tage nur begrenzt skalierbar sind. Hier dürfte die Corollary-Entwicklung für viele Intel-Partner wie Dell, Gateway 2000 etc. eine interessante Lösung darstellen.

Zwar gibt es Konkurrenzkonzepte zu der Corollary-Architektur: Die Hyundai-Tochter Axil Computer Inc. entwarf das "Adaptive Memory Crossbar Concept" (AMX). Von NCR stammt die "Octascale"-Technologie. Unisys entwickelte ferner das "Scalable-Coherent-Memory"-(SCM-)System. Allen ist jedoch - wie bislang auch der Corollary-Architektur - eigen, daß es sich um proprietäre Lösungen handelt.