Autonomes Fahren

Intel kauft Mobileye für 15,3 Milliarden Dollar

13.03.2017
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um seine Präsenz im Zukunftsmarkt Autonomes Fahren zu verstärken, übernimmt Intel den israelischen Anbieter von Fahrassistenzsystemen Mobileye für 15,3 Milliarden Dollar.

Das 1999 in Jerusalem gegründete Unternehmen mit 600 Mitarbeitern gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Fahrassistenzsystemen und unterhält Partnerschaften mit fast allen Fahrzeugherstellern, darunter Audi, BMW, Ford, General Motors, Nissan und Volvo. Auch bei Tesla kam die Mobileye-Technologie bis vergangenen Sommer zum Einsatz. Nach dem tödlichen Unfall eines Tesla-Fahrers kündigten die Israelis jedoch die Zusammenarbeit auf, um - so die entsprechende Pressemitteilung - "die Reputation und Wahrnehmung von selbstfahrenden Autos zu schützen".

Für 15,3 Milliarden Dollar schluckt Intel den Partner Mobileye beim gemeinsamen BMW-Projekt.
Für 15,3 Milliarden Dollar schluckt Intel den Partner Mobileye beim gemeinsamen BMW-Projekt.
Foto: BMW

Mit Intel wiederum verbindet Mobileye mehrere Partnerschaften, darunter seit Mitte 2016 eine gemeinsame Partnerschaft mit BMW - zusammen wollen die drei Unternehmen die Technologie für ein vollautonomes Auto (Level 3 bis 5) namens iNext entwickeln. Das ehrgeizige Projekt soll bis 2021 auf die Räder gestellt werden und zur Grundlage autonomer Fahrzeugflotten werden.

Mobileye bringt dabei seine Expertise in den drei für autonomes Fahren entscheidenden Bereiche Messen, Kartenerstellung und Fahrregeln ein, wobei Sensing und Mapping über das Bildverarbeitungssystem EyeQ5 laufen. Halbleiter-Gigant Intel wiederum könnte verschiedene Prozessoren, FPGAs (field programmable gate arrays) und Security-Tools zum Projekt iNext beisteuern. Zudem sieht der Konzern eine Chance, durch den steigenden Bedarf an KI-Systemen mehr Server-Chips abzusetzen.

Autonome Fahrzeuge - der nächste Milliardenmarkt

Durch die nun bekannt gegebene Übernahme des Projektpartners Mobileye für 63,54 Dollar je Aktie, das entspricht einem Aufschlag von gut einem Drittel gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag, hofft der Chipriese Intel, zum führenden Technologieanbieter im schnell wachsenden Markt für teil- und vollautonome Fahrzeuge aufzusteigen. Mobileye füllt dabei die bisherigen Lücken im Intel-Portfolio, die Herausforderung wird aber darin bestehen, die Produkte zu integrieren.

Nichts desto trotz könnte sich der Aufwand lohnen: Nach Schätzungen von Intel wird der Bereich bis 2030 auf bis zu 70 Milliarden Dollar anwachsen. Sollte es dem Chipriesen gelingen, sich einen Löwenanteil davon zu sichern, die Company den Druck etwas reduzieren, der nach dem Wegbrechen des PC-Chip-Geschäfts auf ihr lastet. Außerdem könnte das Management erstmals wieder unter Beweis stellen, dass es Gelegenheiten wie das explodierende Smartphone-Geschäft und derzeit etwa den IoT-Hype nicht einfach verschläft.

Intel einen Strich durch die Rechnung machen könnte dabei allerdings der Rivale Nvidia. Im September vergangenen Jahres kündigte Nvidia den Xavier Supercomputer-Chip an, dieser wird von der 512-Core-Volta-GPU angetrieben, die für den Einsatz in autonomer Autos bestimmt ist. Intel selbst hat zwischenzeitlich seinen Go-Computer für selbstfahrende Autos angekündigt, der bis zu 28 Xeon-Chips aufnehmen kann.