Deutsche Tochter des Chip-Herstellers nutzt 8818 für Datenkommunikationsanwendungen:

Intel integriert PABX und LAN in WAN-Konzept

09.12.1988

An der Verknüpfung von lokalem Netz und digitaler Nebenstellenanlage für Datenkommunikationsanwendungen arbeiten derzeit nahezu alle großen Unternehmen. Angelika Schrader zeigt am Beispiel der Münchener Intel Semiconductor GmbH eine Lösung auf, die noch dazu in ein umfassendes Wide Area Network-Konzept eingebunden ist.

Im August 1988 hat die deutsche Intel Semiconductor GmbH mit rund 200 Mitarbeitern ein neues Gebäude im Münchener Osten bezogen. Die Bereiche Finanzen & Verwaltung, Verkauf, Marketing und die Customer Service Operation (CSO), die sich um Reparaturen und Kundenunterstützung kümmert, sind für die Bundesrepublik, die Schweiz und Österreich zuständig.

Da es in der Bundesrepublik in Wiesbaden, Stuttgart und Hannover Verkaufsbüros, aber kein Intel-Lager gibt, werden alle Produkte über Spediteure aus der britischen Niederlassung in Swindon direkt an die Kunden geliefert. Enger Kontakt mit den englischen Kollegen ist aber auch deshalb erforderlich, weil in Swindon der Bereich "Zentrale Planung" für die europäischen Intel-Niederlassungen sitzt.

Netz-Strategie sorgt für Ausfallsicherheit

Die vielseitigen Kommunikationsbedürfnisse der Münchner Intel-Mitarbeiter zu den Kollegen in den USA und in Großbritannien waren die Grundlage für das Netzkonzept, das Systemingenieur Heinz Krier mit seinen Kollegen im Bereich Customer Support Operation (CSO) entwickelte. Das Konzept umfaßt drei Komponenten: ein Wide Area Network (WAN) in Form einer SNA-Verbindung zu den IBM-Rechenzentren in Swindon und Kalifornien, ein schnelles Local Area Network (LAN) auf IEEE 802.3-Basis und die digitale Nebenstellenanlage (PABX) Nixdorf 8818, die gleichzeitig für die Daten- und Sprachkommunikation im Einsatz ist.

Zwischen den drei Netzen gibt es Gateways, so daß die angeschlossenen Endgeräte alternativ das eine oder andere Netz benutzen können, um einen Host-Rechner - zum Beispiel in Kalifornien - oder ein anderes Endgerät zu erreichen. Diese Struktur bringt nicht nur Flexibilität in die Datenkommunikation, sondern sorgt auch für Ausfallsicherheit der Verbindungen zwischen den Niederlassungen.

Daran hat - in der Datenkommunikation eher noch ein Ausnahmefall - eine digitale Nebenstellenanlage großen Anteil. Schon seit 1985 telefoniert Intel "digital": Für die frühere Münchner Niederlassung war ein System 8818 von Nixdorf angeschafft worden, "weil Nixdorf zu der Zeit als einziger Anbieter sowohl digitale Vermittlungstechnik als auch Kundenunterstützung, wie wir sie uns vorstellten, bieten konnte", erinnert sich Rita Rudolph, zuständig für Planungen in den "Facilities and Site Services". Als das Unternehmen aus der Stadt aufs Land nach Feldkirchen zog, wurde die ursprüngliche Anlage gegen eine 3W3000 ausgetauscht. "Bei 200 Mitarbeitern brauchen wir jetzt natürlich noch kein System mit 4000 Anschlußmöglichkeiten", räumt Rita Rudolpf ein. "Aber Intel hat hier ein großes Grundstück gekauft, um weiter zu expandieren. Die Nebenstellenanlage wird gleich ohne große Umstände die neuen Gebäude bedienen können."

An das ISDN-fähige Vermittlungssystem 8818 sind derzeit rund 250 analoge Telefone angeschlossen. Hinzu kommen 85 digitale Anschlüsse, die hauptsächlich mit Nixdorfs digitalem Telefon - dem Digifon - belegt sind. Über 55 dieser Geräte haben Terminals und Personal Computer Zugriff auf die Datenvermittlungsfunktionen der 8818. Etwa 20 Digifon Comfort-Modelle sind mit Chef-Sekretär-Funktionen beschaltet, zehn weitere Digifone werden als Konferenztelefone in Betrieb genommen. "Mit der internationalen Struktur von Intel sind immer viele Meetings und damit auch eine rege Reisetätigkeit verbunden", erläutert die Planungsspezialistin. "Wir haben daher überall Konferenztelefone installiert, die über die Telefonanlage zusammengeschaltet werden."

Telefonbrücken bestehen auf diese Weise in die USA und nach Großbritannien. Aus jeder Niederlassung können sich acht bis zehn Teilnehmer in eine Konferenz einwählen und über Lautsprecher und Mikrofone der Konferenztelefone an den internationalen Besprechungen teilnehmen.

Um die Verbindungen zu den Intel-Niederlassungen im Ausland schneller herzustellen, hat sich bei der 8818 als Telefonsystem die Kurzwahl-Funktion am schnellsten durchgesetzt. In den Großraum-Büros nutzen die Mitarbeiter außerdem die Möglichkeit, Rufe für Kollegen an den eigenen Arbeitsplatz heranzuholen sowie die Funktionen Wahlwiederholung und Rufweiterleitung besonders häufig. Über das alphanumerische Display des Telefons senden sich die Anwender zudem kurze schriftliche Mitteilungen zu.

Eine wichtige Vermittlungsfunktion hat die Nebenstellenanlage darüber hinaus für die Datenkommunikation bei Intel. "Wir haben ursprünglich einmal daran gedacht, eine reine Daten-PABX und eine Sprach-PABX zu installieren", erklärt dazu Heinz Krier. "Aber bei der 8818 haben wir gesehen, daß beide Funktionen integriert sind und uns daher eine Kabelstruktur reicht." Die 8818 benutzt vieradriges Kupferkabel als Übertragungsmedium, von dem im Moment allerdings nur zwei Adern benutzt werden. "Die künftige ISDN-Schnittstelle SO ist vieradrig und bedeutet Herstellerunabhängigkeit, die wir uns erhalten wollen", fügt Krier hinzu.

Die angeschlossenen Terminals und Personal Computer können die PABX über das Digifon anwählen. Die Nebenstellenanlage ist mit insgesamt 30 Schnittstellen-Adaptern versehen, die jeweils vier Leitungen bedienen können. Bei den Ausgängen handelt es sich um serielle, asynchrone Schnittstellen, die den Terminals und PCs den Zugriff auf die hauptsächlich für Entwicklungen benutzten Intel-Rechner 310 und 320 erlauben.

Zugang zu öffentlichen Netzen via Modem-Pool

Von den Terminals oder PCs aus können sich die Mitarbeiter über die Nebenstellenanlage auch in einen Modem-Pool einloggen, der den Zugang zu öffentlichen Netzen freigibt. Die dritte Möglichkeit geht über die PABX auf Protokollkonverter, die die Terminals mit Intels Wide Area Network (SNA) - zum Beispiel mit dem Rechenzentrum in Swindon oder Kalifornien - verbinden.

Einige der Terminals und Personal Computer bei Intel sind nicht nur an die PABX, sondern zusätzlich auch an das Local Area Network "Opennet", ein Intel-Produkt, angeschlossen. Opennet basiert auf dem IEEE-Standard 802.3 und ist mit 10 MBit/s das schnellste der drei Netze. Es erlaubt die Kommunikation verschiedener Rechnerarchitekturen wie Personal Computer, Intel 310/320 und VAX unter verschiedenen Betriebssystemen. Opennet arbeitet in der derzeitigen Konfiguration mit 70 Netzknoten, an die all diese Rechnertypen angeschlossen sind. Einer dieser Knoten ist eine direkte Verbindung in das weltweite Intel-Netz.

Die Vielfalt der Kommunikationswege, die die Benutzer von Terminals oder Personal Computern bei Intel in Feldkirchen wählen können, schlägt sich in den Anwendungen nieder, die diese Netze unterstützen. So unterhält die Muttergesellschaft über das SNA-Netz, ein weltweites Electronic Mail-System, in das sich die Mitarbeiter über die Nebenstellenanlage oder das LAN einwählen können.

Zudem gibt es ein lokales Mailing-System des CSO, in das sich über 100 Mitarbeiter aus dem Customer Support in der Bundesrepublik über Modems direkt einwählen können. Die Service-Techniker können darüber hinaus auf Intel-Rechner zugreifen, und zur Klärung anstehende Kundenprobleme oder Reparaturen in die Online-Datenbank eingeben sowie Produktdaten für Beratungen abfragen. Die Kunden werden dann von den Fachleuten, die die Anfragen in der Datenbank bearbeiten, zurückgerufen.

Weltweiter E-Mail-Verbund für nahezu alle Abteilungen

Rund 90 Prozent der Mitarbeiter bei Intel sind am Mailing-System beteiligt und können über die PABX oder das LAN weltweit Post empfangen oder versenden. Auf diese Weise kommunizieren weltweit alle Intel-Abteilungen miteinander. LAN oder PABX werden in der Datenkommunikation außerdem häufig für Filetransfers, zum Beispiel zum Austausch von Software-Codes in der Entwicklung, genutzt. Die Marketing- und Sales-Bereiche fragen aus den zentralen Rechensystemen Preislisten oder Daten zu Produkten ab.

Die Datenkommunikation in drei Ebenen mit LAN, PABX und WAN hat Intel einen hohen Grad an Flexibilität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in der betrieblichen Kommunikation eingebracht, nicht zuletzt, weil die digitale Nebenstellenanlage die Bedürfnisse der Daten- und Sprachkommunikation über zahlreiche Adapter und Server gleichzeitig abdeckt.