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Thema des Tages

Intel holt zum großen Schlag aus

22.10.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der 25. Oktober wird ein großer Tag für Intel: Der Chipriese bringt den verbesserten Pentium III "Coppermine" auf den Markt, der gleichzeitig auch in einer mobilen Version erscheint und damit erstmals die leistungsfähigste CPU des Herstellers auch in Notebooks verfügbar macht. Intel holt damit im ewigen Rennen gegen Advanced Micro Devices (AMD) ordentlich auf. Allerdings trüben weiterhin technische Probleme mit den ergänzenden Chipsets das Bild. Insgesamt will Intel am kommenden Montag mindestens 15 neue Produkte vorstellen, darunter auch verbesserte Versionen der Server-CPU "Xeon".

Der Coppermine debütiert zunächst mit einer maximalen Taktfrequenz von 733 Megahertz - der schnellste bisherige Pentium III taktet mit 600 Megahertz - und verfügt über 28 Millionen Transistoren, die auf einer Grundfläche von 106 Quadratmillimetern untergebracht sind. Die geringe Baugröße verdankt der Coppermine einem neuen 0,18 Mikrometer-Herstellungsprozeß (vorher: 0,25 Mikrometer). Außerdem sitzen 256 KB Level-2-Cache direkt auf dem Chip, eine Technik, die Intel erstmals beim "Celeron" eingesetzt hatte. Zusätzliche Beschleunigung bringt ein 133 Megahertz schneller Frontside-Bus. Zum Vergleich: Der "Athlon" von AMD taktet derzeit mit maximal 700 Megahertz und bringt 22 Millionen Transistoren auf einer Fläche von 184 Quadratmillimetern unter. Sein Vorteil: eine schnellere Fließkommaeinheit, von der vor allem rechenintensive Anwendungen profitieren können. Bereits bis Ende des Jahres rechnen Experten zudem mit einer 800-Megahertz-Version des Chips. "Intel und AMD liegen Kopf an Kopf", meint Linley Gwennap, Herausgeber der Branchenbibel "Microprocessor Report".

Erste Tests mit dem Coppermine bescheinigen der neuen Chiparchitektur einen spürbaren Leistungsschub, der vor allem PC-Servern und -Workstations zugute kommen dürfte. Nathan Brockwood vom Chipanalysten Insight 64 geht gegenüber dem bisher verfügbaren Pentium IIIs von einem zehnprozentigen Leistungsschub aus. Direktanbieter Dell erwartet inklusive der schnelleren Taktung gegenüber bisherigen Systemen einen Performance-Sprung von 15 bis 25 Prozent.

Differenzen bei Chipsätzen und RAM-Architektur

Den Coppermine kombinieren die Hersteller je nach Einsatzgebiet mit unterschiedlichen Chipsätzen. Bei Servern setzen Compaq, IBM, Hewlett-Packard und Dell allesamt auf den "LE 64" von Reliance Computing Corp. (RCC), einem Vorreiter der PC133-Speichertechnik. Die von Intel offiziell favorisierte Konkurrenztechnik "Rambus" ist nach Ansicht der Hersteller noch nicht reif für den Einsatz in Servern. Erschwerend kommt hinzu, daß Rambus-Speichermodule deutlich teurer als 133 Megahertz schnelle SDRAMs (Synchronous Dynamic Random Access Memory) sind - besonders gravierend für Server, die viel Hauptspeicher benötigen.

Auch wenn RCC bei Servern klar die Nase vorn hat - bei PC-Workstations setzen die meisten Anbieter auf Intels "840"-Chipsatz (Codename "Carmel", Nachfolger des "450 NX"), der wie sein kleiner Bruder "820" (Codename "Camino") Rambus-Speicher unterstützt. Erste Carmel-Workstations sollen in weniger als einem Monat auf den Markt kommen. Rechenintensive Anwendungen lassen sich nach Aussagen von Keith Lefebvre, Director Product Marketing Workstations bei Compaq, mit Rambus um 17 bis 18 Prozent beschleunigen. Ende November will Intel auch endlich die technischen Probleme mit dem 820 im Griff haben, dessen Erscheinen der Hersteller bereits mehrfach verschieben mußte (CW Infonet berichtete).

Mobilmachung für den Pentium III

Einen echten Leistungsschub dürfte der Coppermine für portable Rechner bringen. Die spezielle stromsparende Variante des verbesserten Pentium III wird zum Start mit Taktfrequenzen von 400, 450 und 500 Megahertz erscheinen und über einen auf 100 Megahertz beschleunigten Systembus (bisher: 66 Megahertz) verfügen. Alle großen Hersteller haben bereits entsprechende Geräte in der Pipeline. Der mobile Pentium II wird durch den portablen Coppermine langsam, aber sicher aufs Abstellgleis manövriert - für Einsteigermodelle eignet sich der "Mobile Celeron" mit seinem deutlich günstigeren Preis-Leistungsverhältnis einfach besser.

Richtig interessant wird der Pentium III für Notebooks allerdings erst im kommenden Jahr. Dann nämlich bringt Intel erstmals Prozessoren mit integriertem Stromverbrauchs- und Taktraten-Management (Codename "Geyserville") auf den Markt. Diese werden sowohl den Stromverbrauch von Laptops merklich senken als erstmals auch die CPU-Taktung auf 600 Megahertz und darüber ermöglichen.