"Lean Clients" sollen NCs und Co. Paroli bieten

Intel heizt die Diskussion um PC-Alternativen weiter an

12.12.1997

Bis Anfang 1998 sollen Spezifikationen für "Lean Clients" veröffentlicht werden, die - welche Überraschung - mit Intel-Prozessoren ausgerüstet sind und auf Intel-basierte Server zugreifen.

Das Konzept der schlanken Client-Rechner erinnert stark an die Definitionen für Network Computer oder WBTs. Wie den Anwendern schon bei den NCs prophezeit, sollen die Lean Clients weniger als 500 Dollar kosten. Im Gegensatz zu bisher propagierten Ansätzen würden die Rechner allerdings auch mit Betriebssystemen arbeiten können, die nicht von Microsoft stammen.

Wie Patrick Gelsinger, Vice-President und General Manager von Intels Business Platform Group, erklärte, sollen die Clients zwar herkömmliche Pentium-Prozessoren benutzen und auf leistungsstärkere Server mit Pentium-II- und Pentium-Pro-CPUs zugreifen. Das Hardwaredesign ermögliche aber den Betrieb mit einer ganzen Reihe von Betriebssystemen, darunter neben Windows CE auch IBMs Workspace on Demand, Citrix' Winframe, Novells Netware, verschiedene Systeme der Oracle Corp. sowie Unix-basierte Software der Santa Cruz Operation Inc. (SCO).

Die Lean Clients würden nur einen sehr kleinen lokalen Speicher besitzen, so Intel.

Daten und Programme lägen auf dem Server. Dem Unternehmen nahestehende Quellen berichten, die Spezifikationen sähen mindestens einen 100-Megahertz-Embedded-Prozessor vor, 8 MB RAM, 1 MB Videospeicher und ein Acht-Bit-Audiosystem. In einer zweiten Designrichtlinie möchte der Chipkonzern auch Spezifikationen für Intel-basierte Server-Systeme für die Lean Clients vorgeben.

Zunächst habe man befürchtet, daß die NCs den Verkauf der gewinnträchtigeren PCs kannibalisieren könnten, gestand Gelsinger nach Informationen des "Wall Street Journal" ein. Nach der Entscheidung Oracles, in seinen NCs unter anderem auch Intel-Chips einzusetzen, habe sich diese Sichtweise jedoch verändert. Die Lean Clients könnten für die kalifornische Chipschmiede neue Absatzmöglichkeiten, etwa als Terminalersatz in Mainframe-Umgebungen, bedeuten, so der Manager. Vertreter führender Hardwarehersteller, darunter etwa IBM, Compaq und Wyse Technology, sollen bereits Interesse an der Intel-Initiative bekundet haben, ohne allerdings zu bestätigen, entsprechende Systeme auch produzieren zu wollen.

Ron Peck, Intels Director für Network Client Marketing, gibt sich öffentlichkeitswirksam besorgt, was die "Konfusion" im Thin-Client-Markt betrifft, und stellt den Chipkrösus als Retter in der Not dar. Mit seinen Designrichtlinien wolle das Unternehmen der Industrie wieder Orientierung geben.