Sci-Fi vom Chiphersteller

Intel forscht in literarischen Gefilden

22.11.2010
Der Chiphersteller Intel geht bei der Erforschung von zukünftigen Technologien ungewöhnliche Wege und hat dabei die Literatur entdeckt.

Als Ergebnis eines bislang einzigartigen Projekts aus Deutschland stellte das Unternehmen in dieser Woche unter dem Titel "Über morgen" eine kleine Sammlung von Science-Fiction-Erzählungen renommierter Autoren ins Netz. Die Autoren haben sich von aktuellen Forschungszweigen bei Intel inspirieren und dann ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Herausgekommen ist eine spannende Lektüre.

Brian David Johnson erforscht im "Future Lab" von Intel, wie Menschen Technologie im Jahr 2020 erleben werden. Für die Entwicklung neuer Prozessoren blickten die Ingenieure bei Intel generell weit in die Zukunft, erklärt Johnson, der intern den Titel "Futurist" trägt. Von der ersten Entwicklung bis zum fertigen Prozessor verstrichen in der Regel rund fünf bis zehn Jahre. Die Vorstellungskraft und Imagination dafür zu trainieren, sei sehr wichtig. Im "Future Lab" des Chipherstellers wird auf der Basis ethnographischer, politischer und soziologischer Studien erforscht, wie Menschen in Zukunft mit Technologien umgehen werden.

Seine Idee sei gewesen, Science-Fiction-Storys auf Basis konkreter wissenschaftlicher Fakten schreiben zu lassen. Die Literatur sollte zeigen, wie sich technologische Erfindungen auf Mensch und Kultur auswirken, sagt Johnson. "Ich hatte festgestellt, dass sich eine Reihe der größten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts von Science-Fiction hatten inspirieren lassen." Umgekehrt nutzen auch Autoren wissenschaftliche Erkenntnisse für ihre Geschichten.

Es habe zwar etwas Überzeugungsarbeit gebraucht, die Autoren für die Idee zu gewinnen, aber schließlich seien sie alle in kürzester Zeit begeistert gewesen von dem Projekt, erzählt Johnson. Dabei seien sehr unterschiedliche und sehr individuelle Perspektiven auf die Zukunft entstanden. "Und die aus konkreten Forschungsbereichen entstandenen literarischen Szenarien werden wiederum einen Einfluss auf unsere Arbeit haben."

Für "Über morgen" haben die Autoren Douglas Rushkoff, Ray Hammond, Markus Heitz und Scarlett Thomas literarische Zukunftsszenarien entworfen. Jede Geschichte sei eine Art Dialog über die Zukunft, die noch längst nicht festgelegt, aber "Tag für Tag ein Stück näher rückt", erläutert Johnson. Die Kurzgeschichten können im Netz als E-Book oder Podcast heruntergeladen werden. Intel plant, das Projekt auf Länder im asiatisch-pazifischen Raum sowie die USA auszuweiten. (dpa/tc)