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Intel forscht an "ovonischem" Speicher

04.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wissenschaftler bei Intel und kleineren Partnerfirmen im Silicon Valley werkeln an einer neuen Speichertechnik, die möglicherweise in einigen Jahren herkömmlichen Flash-Speicher ablösen könnte. Es handelt sich dabei um so genanntes Ovonic Memory.

Grundlage der Forschung sind einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gemachte Erfindungen des inzwischen 79-jährigen Forschers Stanford Ovshinsky. Dieser hatte seinerzeit mit Materialien gearbeitet, die sich von einem amorphen (ungeordneten) in einen kristallinen Zustand verändern können. Ein solcher Phasenwechsel lässt sich in der digitalen Welt zur Speicherung von Nullen und Einsen nutzen.

Mit seiner eigenen Firma Energy Conversion Devices (ECD) hatte Ovshinsky seither mit wechselndem kommerziellem Erfolg versucht, seine Erfindungen zu vermarkten, unter anderem mit photovoltaischen Zellen und andere Bemühungen im Bereich erneuerbare Energien. Andere Hersteller haben die Technik für unter anderem Nickel-Hydrid-Akkus und wieder beschreibbare CDs in Lizenz genommen.

Im Halbleiterbereich wurde vor rund zwei Jahren Tyler Lowry, früherer CTO (Chief Technology Officer) von Micro Technology, auf die Ovonik aufmerksam. Er gründete gemeinsam mit ECD das Joint Venture Ovonyx, an dem sich auch Intel finanziell beteiligte.

Intel stellt derzeit Flash-Speicher her, der an einigen technischen Beschränkungen krankt. Zum einen ist der Zugriff verhältnismäßig langsam, weil vor dem Schreiben neuer Daten die alten erst gelöscht werden müssen. Außerdem geben die Flash-Zellen nach durchschnittlich einer Million Schreibvorgängen den Geist auf. Beim Ovonic Memory wird laut Intels Vice President Stefan Lai eine Schicht aus Chalcogenid auf herkömmliche Silizium-Halbleiter aufgebracht. Deren Zellen lesen und schreiben Informationen viel schneller als Flash, sind deutlich kleiner und speichern Daten nahezu auf ewig. "Wir habe schon mehr als eine Billion Schreibvorgänge demonstriert", erklärte Lai.

Intel, Ovonyx und Azalea Microelectronics (ein weiterer Partner) wollen ihre bisherigen Resultate heute auf der International Solid State Circuits Conference vorstellen. Konkret geht es um den Prototypen eines Ovonic-Speicherchips mit vier Millionen Bit. Es gebe zwar noch eine Menge zu forschen, so Intel-Mann Lai. Er sei aber zuversichtlich, dass Ovonic Memory in drei bis fünf Jahren Flash in Handys und ähnlichen Geräten ablösen könne. (tc)