CEO Barrett bestreitet Rücktrittspläne

Intel arbeitet fieberhaft an der Lösung des Rambus-Problems

30.06.2000
STOCKHOLM (pg) - Der Engpass bei Speicherchips wird weiter anhalten. Davon ist auch Craig Barrett, CEO von Intel, überzeugt. Der Topmanager nahm auf einer Europareise außerdem Stellung zur weiteren Rambus-Entwicklung, der 64-Bit-CPU "Itanium", dem Internet sowie Gerüchten um seinen angeblich bevorstehenden Rücktritt.

Die Schlagzeilen, die Intel in den letzten Monaten machte, waren nicht die besten. Zum einen unterschätzte das Unternehmen die starke Nachfrage nach Chips, zum anderen musste es technische Probleme mit dem Rambus-Chipsatz eingestehen. Aus diesen Pannen machte auch Barrett in Stockholm vor der Presse keinen Hehl.

"Der PC-Markt entwickelt sich besser als Intel, aber auch die Marktforscher gedacht haben", sagte Barrett in der schwedischen Hauptstadt. Damit gab der Intel-Chef offen zu, den Bedarf falsch eingeschätzt zu haben, konnte sich einen kleinen Seitenhieb auf die Fehlprognosen der Analysten aber auch nicht verkneifen. Nach den relativ schwachen letzten drei Jahren sei das Unternehmen vom Boom im PC-Geschäft, aber auch der Entwicklung im Mobilfunksektor überrascht worden. Aufgrund der geringeren Erwartungen habe es Intel versäumt, rechtzeitig in entsprechende Kapazitäten zu investieren.

Den Fehler will die Company nun mit Investitionen in Höhe von rund sechs Milliarden Dollar in entsprechende Fertigungsstätten ausbügeln. Barrett wies in diesem Zusammenhang auf die Ankündigung hin, die Chipfabrik im irischen Leixlip zu erweitern. Unter der Bezeichnung Fab 24 wird dort ab sofort eine neue Fertigungsanlage mit einem 12550 Quadratmeter großen Reinraum gebaut. Das Investitionsvolumen für Fab 24 beträgt zwei Milliarden Dollar. Die neue Anlage soll in der zweiten Jahreshälfte 2001 die Produktion aufnehmen.

Doch trotz der höheren Investitionen in die Fertigung wird nach Meinung Barretts der Lieferengpass am Weltmarkt noch mindestens sechs Monate, möglicherweise sogar bis zu 18 Monate andauern. Dennoch verwahrte er sein Unternehmen gegen die harsche Kritik, die in letzter Zeit an seiner Produktion geübt wurde: "Intel ist nach wie vor ein sehr wichtiger Chiplieferant. Würden wir die Fertigung stoppen, wäre das für den Markt ein Desaster", verwies der Intel-Chef auf die Bedeutung der Company für den Weltmarkt.

Forderung nach weltweit einheitlicher Internet-SteuerDieser Führungsrolle möchte der Konzern mit der Rambus-Technologie gerecht werden. Das Unternehmen will sich dabei auch nicht durch die jüngsten Rückschläge bei der Integration von SDRAM in Rambus-Motherboards ins Boxhorn jagen lassen. Intel hat für den Einsatz des billigeren SDRAM in der neuen Architektur den Memory Translation Hub (MHT) entwickelt, der den Datenstrom vom SDRAM in das RDRAM-Protokoll übersetzt. Bei der Lösung traten jedoch nicht nur deutliche Leistungseinbußen, sondern auch Bugs auf.

An der Beseitigung dieser technischen Probleme arbeitet Intel fieberhaft. Barrett kündigte schon für die nahe Zukunft eine wesentlich effizientere Lösung zur Nutzung von SDRAM auf für Rambus ausgelegten Hauptplatinen an. Er räumte zwar ein, dass sich die Einführung der Rambus-Technologie am Markt für Intel komplizierter gestaltet als erwartet, ließ aber keinen Zweifel daran, an dem Verfahren festzuhalten. Gegen den Rambus sprechen derzeit jedoch die im Vergleich zu SDRAM hohen Kosten.

Wenig konkrete Aussagen gab es hinsichtlich der 64-Bit-CPU Itanium. Einen genauen Liefertermin wollte der Topmanager nicht nennen. Er sagte nur, es werde bei der zweiten Jahreshälfte 2000 bleiben und nicht im Juli, aber auch nicht im Dezember sein. Ungefähr ein Jahr später soll dann der Nachfolger McKinley folgen.

Konkreter äußerte sich Barrett zum Internet. Er forderte vehement die Reduzierung der Gebühren im Ortsnetzbereich, um der Web-Nutzung sowie neuen Geschäftsideen einen weiteren Schub zu verleihen. Dabei zeigte der Intel-Chef keineswegs nur mit dem mahnenden Finger auf Europa, sondern kehrte auch vor der eigenen Tür. Auch in den USA müssten die Kosten weiter sinken.

Eine besondere Verantwortung bei dem Ruf nach reduzierten TK-Kosten kommt nach Ansicht Barretts nicht nur den deutschen Großunternehmen, sondern auch dem Mittelstand zu. Er sei der eigentliche Motor für das Wachstum der Internet-Wirtschaft.

Auch hinsichtlich der Besteuerung von im Internet verkauften Waren bezog der Intel-Boss eine klare Position. Von unterschiedlichen Abgaben auf virtuell und physisch getätigte Geschäfte hält er nichts. Hier müsse Gleichheit herrschen. Allerdings spricht sich Barrett für eine weltweit einheitliche Steuer auf im Internet gehandelte Waren aus.

Abschließend nahm Barrett noch Stellung zu seinen angeblichen Rücktrittsabsichten und einer möglichen Tätigkeit für die US-Regierung. Ihm seien diese Spekulationen nicht bekannt, und er habe auch keine Pläne, in nächster Zeit sein Amt aufzugeben. "Erwarten Sie also bitte nicht, dass ich Wahlkampf-Manager von George Bush werde", sagte er sichtlich amüsiert. In diesem Zusammenhang wies der CEO jedoch darauf hin, dass sein Vorgänger Andy Grove und er an längerfristigen Nachfolgekonzepten feilen. Intel, so Barrett, müsse künftig generalistischer und weniger chipbezogen denken.