Delta-Familie diskutiert aktuelle User-Probleme:

Integrierte Werkzeuge lösen den SW-Knoten

27.06.1986

MÜNCHEN/SONTHOFEN - Zu unzweckmäßiger Anwendung und zu fruchtlosen Diskussionen führt in der heutigen DV-Welt die Überbewertung von Einzelmethoden zur Softwareentwicklung. So jedenfalls sehen es die Veranstalter der ersten internationalen deutschsprachigen Delta-Benutzerkonferenz in Sonthofen. Wichtiger denn je scheint heute der Erfahrungsaustausch über integrierte Systeme zur Softwareentwicklung.

Integrierte Systeme lösen nach Meinung der Delta-Manager nicht nur das Problem der oftmals inkompatiblen Einzelwerkzeuge, sondern gehen durch den sich ergebenden Synergieeffekt über deren Gesamtleistung hinaus.

So können zum Beispiel mehrere unterschiedliche Generatorfunktionen, die in einem Programm eingesetzt werden, während eines einzigen Umwandlungslaufes aufgerufen werden. Darüber hinaus wird eine Grundlage für die Anwendung moderner Entwicklungsmethoden geschaffen, wobei die jeweils zweckmäßigste Methode zum Einsatz kommen kann.

Die "Delta-Familie", so wie sie der Geschäftsführer der Delta Software GmbH, Heinz P. Mackes, auf der Usertagung bezeichnete, setzte sich auf ihrer ersten internationalen Konferenz intensiv mit dieser Thematik auseinander.

So erläuterte beispielsweise Eberhard Zürcher vom Fernmeldetechnischen Zentralamt der Deutschen Bundespost in Darmstadt den Einsatz von Delta in seiner Dienststelle: Ziel ist es hier, den Softwareentwicklungsprozeß allgemein und einheitlich zu strukturieren.

Vorteile ergeben sich bei der Systementwicklung durch diese Vorgehensweise durch die Standardisierung und Strukturierung des gesamten Entwicklungsprozesses sowie durch die dadurch bedingte Transparenz des Projektes, die sich letztendlich auch durch eine bessere Pflegbarkeit und die damit verbundene Möglichkeit, neue technische Trends einfach einzuführen, niederschlägt.

Hier, so meint Zürcher, biete Delta gute Unterstützung. So werde dieses Produkt bei der Entwicklung des fachlich-organisatorischen Konzeptes in der Spezifikations- und Synthesephase eingesetzt.

Auch im Projekt "Aris", so, wie es Thomas A. Matzner den Kongreßteilnehmern schilderte, werde Delta eingesetzt. Der Mitarbeiter der sd&m GmbH aus München meint hierzu: "Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg eines Softwareentwicklungsprozesses ist der konsequente Einsatz effektiver Methoden." Konventionelle Entwicklungsumgebungen bieten oftmals keine aktive Unterstützung.

Paul Eisner von der Delta Software Technologie AG aus Schwerzenbach/Zürich meinte im Verlauf der Konferenz, daß die planmäßige industrielle Softwareerstellung noch eine junge und relativ unreife Disziplin sei, die sich in ständiger Entwicklung befinde.

Die meisten Methoden und Konzepte in der Informatik seien, so der Referent, unabhängig von ihrem Nutzen und ihrer Tragweite gewissen Modeströmungen unterworfen. Hochgejubelt und nach kurzer Zeit wieder verworfen, war zum Beispiel die Methodendiskussion noch vor geraumer Zeit von dezentraler Datenverarbeitung, der Jackson-Methode und der Datenbankthematik beherrscht.

Heute indes kreisen die meisten Gespräche um Sprachen der vierten Generation und Expertensysteme. Diese Sprunghaftigkeit erleichtere die Aufgabe eines Softwareleiters nicht gerade, so Eisner.

Dennoch - die eigene Vergangenheit bestehender Software könne nicht vergessen werden. So schätzen Experten beispielsweise den weltweiten Bestand an Cobol-Zeilen auf 77 Milliarden; drei Viertel davon gelten als unstrukturiert und sind mit den entsprechenden Wartungsproblemen behaftet. Die Kosten allein für die Wartung dieser Software sollen sich auf jährlich 20 Milliarden Dollar belaufen.

Programmsanierungen, eine gezielte und bewußte Pflege der Programmstruktur sowie der Einsatz automatisierender Hilfsmittel können neben der allerorts zu verzeichnenden technischen Evolution dazu beitragen, diesen Kostenblock drastisch zu reduzieren.

Um hier zu einem greifbaren Erfolg zu gelangen, schlägt Eisner vor, sich erst einmal durch das Gewirr von Go To-Befehlen durchzuarbeiten, um zu begreifen, was ein Programm eigentlich tun solle. Ein statischer Analysator, der Strukturanalysen liefere, könne hierbei durchaus gute Hilfestellung liefern.

Die statische Analyse soll sich dabei nicht nur auf eine vorliegende Strukturliste beschränken. Auch andere wichtige Informationen, die aus den Programmen gewonnen werden können, sind hilfreich. Sie werden zum Beispiel bei Einsatz des Delta/ Structurizers in maschinenlesbaren Dokumentationssätzen abgelegt und können gemeinsam mit Auswertungsprogrammen aufbereitet werden.

Analysiertes Programm wird saniert

Die nächste Phase eines geschickt aufbereiteten Wartungskonzeptes liege dann nach Worten Eisners in der Sanierung des analysierten Programms, die sich ebenfalls mit der Unterstützung geeigneter Werkzeuge automatisieren lasse.

Neben dieser Thematik, die von den Teilnehmern der Sonthofener Konferenz interessiert aufgegriffen wurde, sollen aber auch zwei weitere Aspekte nicht zu kurz kommen: Neuerungen des Delta-Releases 2.5 sowie Teilnehmerkritiken.

So ist nach Mitteilung des Unternehmens in der neuen Version bei Delta/OSP eine Laufzeitoptimierung der bisherigen Funktionen realisiert worden. Auch der Funktionsumfang wurde erweitert.

Bei Delta/Macro sind jetzt geschachtelte IFs zulässig. Ein Pretty Printer für eingerückte Macrodarstellungen sowie eine Cross-Referenz über die Parameterverwendung stehen zur Verfügung.

Delta/FDOC wurde vollständig überarbeitet und funktionell ausgebaut.

Zur Kritik der Teilnehmer an dieser ansonsten gelungenen Veranstaltung: Leider nutzten einige wenige Referenten die Sonthofener Konferenz, um ihre eigenen Produkte und

-Lösungen unter dem Deckmantel der Delta-Userkonferenz in den Vordergrund zu schieben.