Integratoren mangelt es an Prozesswissen

28.11.2001
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die großen europäischen Firmen haben Einsparungen und verbesserte Kundendienste ins Zentrum ihrer IT-Integrationsprojekte gerückt. Den Marktforschern von Forrester Research verrieten sie zudem, warum sie für derartige Vorhaben auf die Mithilfe externer Dienstleister bauen.

Forrester Research befragte 35 Verantwortliche, die die IT- und E-Business-Strategie europaweit agierender Konzerne bestimmen, zu ihren laufenden und abgeschlossenen Integrationsprojekten. Dabei zeigte sich deutlich, dass den Managern die Verbesserung der Kunden- und Lieferantenbeziehungen am wichtigsten erscheint, denn rund drei Viertel der Befragten haben ihre Abteilungen mit Projekten für das IT-gestützte Customer-Relationship-Management (CRM) und Supply-Chain-Management (SCM) beauftragt. Weniger häufig genannt wurden Verbesserungen im Bestell- und Beschaffungswesen sowie Marktplätze.

Dabei scheinen die Manager viel Respekt vor der Größe der vorhandenen und zu integrierenden Altsysteme zu haben. Nicht minder schwer schätzen sie die organisatorische Aufgabe ein, angestrebte Projekte über Ländergrenzen hinweg zu betreiben. Für beide Herausforderungen engagieren sieben von zehn befragten Anwendern externe Dienstleister und stellen den verpflichteten Geschäftspartnern überwiegend gute Noten aus.

Keiner liefert End-to-End-Versorgung

Etwas zurückhaltender fiel allerdings ihr Urteil über die prozessorientierten Fähigkeiten der Berater aus. „Wir benötigen das Wissen um unsere spezifischen Geschäftsprozesse. Die besten Leute dafür haben wir bei uns im Haus gefunden, nicht außerhalb. Unter den Big Five gab es niemanden mit entsprechenden Erfahrungen“, äußerte ein Befragter seine Enttäuschung.

   Während die befragten Großanwender gute Noten hinsichtlich des technischen Know-hows und der Prozessimplementierung verteilten, äußerten sie sich bezüglich der Prozessorientierung deutlich zurückhaltend.  
   Während die befragten Großanwender gute Noten hinsichtlich des technischen Know-hows und der Prozessimplementierung verteilten, äußerten sie sich bezüglich der Prozessorientierung deutlich zurückhaltend.  

Die Umsetzung einer End-to-End-Versorgung traut Forrester im Übrigen keinem Dienstleister zu. Die schnelle Marktentwicklung sowie der zunehmende Druck durch steigende Anforderungen zwängen die Anbieter regelrecht dazu, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren. Die nicht mit eigenen Experten zu bearbeitenden Themenkomplexe müssten daher durch feste Beziehungen zu Partnern abgedeckt werden.

Diese Meinung teilen anscheinend nur wenige Systemintegratoren, denn die meisten „Service-Provider fühlen sich der Ende-zu-Ende-Verpflichtung noch sehnsüchtig verbunden“, so Andrew Parker, Autor der Studie „Integration Spend Gets Real“. Ein verglichen mit der Branche gutes Zeugnis stellten die Forrester-Analysten lediglich den Partnerkonzepten von Deloitte Consulting, IBM Global Services, Conchango und CSC aus.

Wenn es auf Basis dieser Untersuchung einen Sieger aller Disziplinen zu küren gibt (Forrester tut dies nicht), dann dürfte es Cap Gemini Ernst & Young sein: In drei der fünf Kategorien Strategie, Projektimplementierung, Technik, Erfahrung und Unterstützung heimst das Haus Bestnoten ein. Auf den vorderen Rängen finden sich zudem Deloitte Consulting, Unisys, KMPG Consulting, Conchango und CSC wieder.

Einen Rüffel erhalten alle Anbieter jedoch, was ihre Fähigkeiten betrifft, unternehmensübergreifende Integrationsprojekte zu stemmen. Hier konnte keines der betrachteten Häuser überzeugen. Immerhin lieferten KPMG Consulting und Siemens Business Services (SBS) den Analysten klare Vorstellungen darüber, wie sie Techniken wie UDDI, XML und Web-Services nutzbringend für derartige Projekte einsetzen können.