Integration treibt Anwender um

23.04.2003
Von Christian Zillich

Für den Bereich Financial Enterprise Application Integration hatte das Evaluierungsteam ermittelt, dass die EAI-Plattform von Tibco zu den technischen Anforderungen der Deutschen Bank/PCAM am besten passt. Infrastrukturaspekte sprächen dagegen für die Nutzung von IBM-Lösungen, so Gröger. Hintergrund ist die Entscheidung der Deutschen Bank, weite Teile ihrer IT an IBM auszulagern. Allerdings steht eine endgültige Klärung bezüglich der EAI-Plattform noch aus.

Positiver Trend Laut Dan Sholler, Vice President und Service Director bei der Meta Group, steht EAI auf der Prioritätenliste von Anwenderunternehmen ganz oben. Er erwartet 2003 eine Zunahme der Ausgaben für Middleware- und EAI-bezogene Projekte um acht Prozent - trotz einer gleichzeitigen Reduzierung der Gesamtbudgets von zwei bis fünf Prozent. Allerdings zeichneten sich die heutigen EAI-Projekte nach wie vor durch Punkt-zu-Punkt-Anbindungen aus, übergreifende Ansätze seien die Ausnahme. Auch die Nutzung von Web-Services als Integrationswerkzeug sei noch wenig verbreitet. Sholler warnte außerdem davor, zu viele EAI-Systeme parallel einzuführen. Einige Großunternehmen ständen bereits vor dem Problem, ihre Integrationslösungen integrieren zu müssen.

Auch beim Wechsel oder Upgrade von ERP-Systemen bringen EAI-Plattformen deutliche Vorteile. Die Altana Pharma AG nutzte die Migration von SAP R/2 auf R/3, um zeitgleich eine Integrationsplattform einzurichten. Diese Entscheidung sei getroffen worden, da die zahlreichen nachgelagerten Produktionssysteme nicht verändert werden sollten, so Thorsten Elfendahl, Gruppenleiter Entwicklung bei dem Pharmahersteller. Sowohl Migration als auch EAI-Einführung seien erfolgreich als Big-Bang-Projekt umgesetzt worden. In der neuen Architektur stehe nun die EAI-Plattform in der Mitte, an die R/3 als eines von vielen Systemen angeschlossen sei. Altana habe es damit geschafft, rund 120 Schnittstellen in der Middleware („MQ Series“ von IBM) zu konsolidieren. Da in absehbarer Zukunft das eine oder andere Altsystem ersetzt werden müsse, habe man sich mit der EAI-Lösung auch kommende Arbeiten erleichtert.

Obwohl Altana in den wichtigsten Bereichen schon seit vielen Jahren SAP-Software einsetzt, kann sich Elfendahl einen Wechsel auf die Integrationslösung von SAP, „Exchange Infrastructure“ (XI), in absehbarer Zukunft kaum vorstellen: „Jetzt würden wir uns sehr schwer tun, die neue Lösung rauszuschmeißen.“ Sie sei erst seit 2001 produktiv und das Unternehmen damit sehr zufrieden.

Zu den Firmen, die mit XI trotz seiner kurzen Verfügbarkeit bereits viel Erfahrungen sammeln konnten, zählt Audi. Als erster Anwender in Europa erproben die Ingolstädter seit Juni 2001 die Lösung in einem Pilotprojekt, derzeit laufen die Integrationstests. Das System soll im Juli dieses Jahres produktiv gehen. Mit der Financial Services AG hat mittlerweile ein zweiter Bereich des VW-Konzerns ein XI-Projekt aufgesetzt, weitere sollen folgen.