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Integration senkt Kosten - nicht bei Microsoft

22.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wer sich mit dem Einsatz des gestern offiziell vorgestellten Microsoft-Büropakets "Office System 2003" Einspareffekte durch eine bessere Integration mit der übrigen Unternehmens-IT erhofft, könnte auf dem Holzweg sein. Vielmehr steigen die Microsoft-Lizenzkosten um zehn bis 40 Prozent, obwohl die Preise des Office-Pakets gegenüber dem Vorgänger XP nicht angehoben wurden, hat Joe Wilcox, Analyst bei Jupiter Research, ausgerechnet.

Der Grund liege darin, dass die Integration mit dem Sharepoint Portal Server, mit dem Live Communications Server (ehemals Real Time Communication Server) und der Einsatz neuer DRM-Funktionen (Digital Rights Management) den Betrieb der aktuellen Server-Versionen voraussetzten. Microsoft versuche, seine Vormachtstellung auf dem Desktop dazu zu nutzen, Anwender auf ein aktuelle Microsoft-Server-Umgebung zu zwingen, konstatierte Wilcox. Während eine höhere Integration der IT üblicherweise Kosten senke, habe das bei dem Einsatz von Microsoft-Produkten den umgekehrten Effekt, da die Anzahl der Applikationen steige, die in Lizenz genommen werden müssen.

Microsoft werde argumentieren, dass der Einsatz der 2003-Produktpalette langfristig zu einem besseren RoI (Return of Investment) führe, da durch die hohe Integration die Wartungs- und Betriebskosten sinken, sagte Wilcox. Doch das müsse sich erst erweisen.

Betatester wie Ben Schorr, IT-Chef der hawaiianischen Anwaltskanzlei Damon Key Leong Kupchak Hasters (60 Mitarbeiter), versprechen sich jedoch Vorteile durch den Einsatz von Office System 2003. Vor allem die Spam-Filter im Mail-Programm Outlook und der elektronische Notizblock "OneNote" seien wichtige neue Funktionen. Allerdings hat Schorr das Update auf die XP-Produkte ausgelassen und setzt zurzeit Office 2000 Professional ein.

Microsoft rechnet mit einem Umsatzschub durch Office-System-2003-Verkäufe. Vor allem kleine und mittelständische Firmen sollen verstärkt umworben werden, berichtet die "Financial Times Deutschland". Die letzte große Upgrade-Welle fand in Zuge der Jahr-2000-Umstellung statt, sagte Kevin Johnson, Vertriebschef bei Microsoft. Nach vier Jahren seien diese Systeme reif für eine Auswechslung. Die Konkurrenz durch Produkte wie Star Office, Corel Office oder das quelloffene Open Office fürchte Microsoft nicht. (lex)