Frost & Sullivan: Kluft zwischen den Services großer PTTs

Integration ist der Schlüssel zum Netzwerk-Management

21.08.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Verbindung öffentlicher Datennetz-Services mit Telefon- und anderen TK-Diensten sowie die Integration öffentlicher Netze in die privaten Infrastrukturen der Anwender sind die entscheidenden Fragen, denen sich die Netzbetreiber in den neunziger Jahren stellen müssen. Dies kommt in drei Untersuchungen des internationalen Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan zum Ausdruck.

Nach Auffassung der Markt forscher ist die Telekommunikation einer der wichtigsten Wirtschaftsbereiche der neunziger Jahre, ohne effektive Infrastruktur kann es jedoch nicht zum erwarteten Wachstum kommen Dieser Erfordernis habe die Branche bereits durch eine radikale Umstrukturierung Rechnung getragen, die mehr Wettbewerb, schnellere Innovationszyklen Möglichkeiten zur weltweiten Kommunikation so wie die stärkere Einbeziehung von Computersystemen mit sich brachte.

Das sich heute abzeichnende Szenario setzt daher laut Frost & Sullivan vor allem eine entsprechende Verbesserung der Netz funktionnalität voraus. Ohne ausgefeiltes Netzwerk-Management werde, so die Experten, die Entwicklung von Standards behindert und der Aufschwunlg in allen Bereichen gebremst. Die Herausforderung für die Hersteller liege darin, die Bereiche f'ür das Netzwerk-Management abzustecken, Spezifikationen und Standards zu entwickeln und bis Mitte der neunziger Jahre weitgehend interoperable Produkte auszuliefern.

Neben dem allgemeinen gesamteuropäischen Markt für Netzwerk-Management-Systeme werden in den Studien von Frost & Sullivan zwei Hauptbereiche analysiert: Die öffentliche Datenkommunikation, deren Umsatzvolumen für 1996 mit 519 Millionen Dollar beziffert wird, und private, Host-gesützte Datensysteme. Für dieses Marktsegment wird 1991 ein Umsatz von rund 353 Millionen Dollar angegeben, die Prognose für 1996 liegt bei 765 Millionen Dollar.

Im Bereich öffentlicher Datenkommunikation bestehe die Aufgabe für die Netzbetreiber vor allem darin, Frame-Relay-Services in ihr Dienstleistungsangebot mit einzubeziehen und effizienter sowohl mit anderen öfentlichen als auch mit privaten Betreibern zusammenzuarbeiten. Einen wichtigen Schritt in diese richtung sieht Frost & Sullivan in dem Unterfangen führender PTTs, globale Netze aufzubauen und die großen multinationalen Unternehmen zu animieren, internationale Services über diese Netze einzukaufen.

Die derzeit noch vorherrschende Tendenz im Markt für öffentliche Datenkommunikation sei geprägt von einer "Kluft'' zwischen den einzelnen Services, die von den Carriern propagiert werden - beispielsweise dem ISDN und der Paketvermittlung. Davon profitierten in erster linie amerikanische Multiplexer-Anbieter, die in Europa Geräte verkaufen, die auf Erfahrungen im US-Markt basieren.

Bei Host-gestützten privaten Netzen konzentriert sich Frost & Sullivan zufolge das wachsende Interesse für das Thema Netzwerk-Management auf unterschiedliche Gruppen. Zum einen sehen sich die Anwender in den Unternehmen immer größerer Konkurrenz

globaler Mitbewerber ausgesetzt und sind bestrebt, aus Gründen der Profitabilität ihre Verwaltungs- und Management-Abläufe effizienter zu gestalten. Zum anderen seien die Anbieter von Netzlosungen bemüht, durch verbesserte Management-Features verstärkt auf die Forderungen der Benutzer zu reagieren.

Großbritannien spielt nach Berechnungen der Marktforscher im europäischen öffentlichen Datenkommunikations-Markt nach wie vor die führende Rolle.

Bei der Umsatzprognose für den Markt privater Datenkommunikation in Europa geht Frost & Sullivan davon aus, daß der Anteil von Netzwerk-Management-Systemen am Gesamtmarkt von 39,7 Prozent auf 54.5 Prozent steigt. Deutschland wird sich dabei als größter nationaler Markt entwickeln, wobei ein besonders starkes Wachstum vor allem in den Jahren 1992 bis 1994 zu verzeichen sein dürfte .