"Europäisches" Unternehmen setzt auf Managed-Hosting-Services

Integra: E-Business ist mehr als die Verwaltung von Rechnerparks

05.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Die sowohl am Neuen Markt in Frankfurt als auch am Nouveau Marché in Paris gelistete Integra kämpft in einem stark zersplitterten Marktumfeld. Der Anbieter von Managed-Hosting-Services muss sich gegenüber IT-Outsourcern ebenso behaupten wie gegenüber Internet-Startups.

"Wir haben lediglich Web-Server-Räume gehabt", blickt Frank Welsch-Lehmann, Deutschland-Chef und Vice President von Integra in Personalunion, auf die bescheidenen Anfänge seines Unternehmens zurück. Die 1995 in Paris gegründete Integra startete mit einfachen Web-Hosting-Services und wuchs in den vergangenen Jahren sowohl organisch als auch durch Firmenübernahmen. Vor allem nach den Börsengängen in Paris und Frankfurt 1999 ging das Unternehmen europaweit auf Einkaufstour. Heute unterhält Integra quer über den Alten Kontinent zehn Niederlassungen in acht Ländern mit insgesamt knapp 1000 Mitarbeitern. Jetzt muss der Dienstleister erstmal seinem Namen gerecht werden und die einzelnen Töchter in die Gesellschaft integrieren. Erklärtes Ziel ist es, eine europaweit einheitliche Strategie zu fahren.

Aus einfachen Web-Server-Räumen sind mittlerweile komplexe Rechenzentren geworden beziehungsweise sollen es werden. Bis zum Abschluss des ersten Quartals 2001 will Integra acht dieser Hochsicherheitstrakts für Server fertigstellen. Von den rund 80 Millionen Euro, die das Unternehmen bisher noch in seiner Kasse hat, werden allein hierfür noch rund 20 Millionen Euro benötigt werden. Das erste Rechenzentrum wurde im Juli vergangenen Jahres in Frankfurt am Main eröffnet, Nummer zwei und drei in Paris beziehungsweise London folgten im Dezember.

Parallel dazu hat Integra in den vergangenen Monaten den Aufbau einer Vertriebstruppe vorangetrieben. Damit rüstet sich der Anbieter, der sich hierzulande auf E-Business in den Branchen Handel und Fertigungsindustrie konzentriert, für den für dieses Jahr erwarteten Boom am Hosting-Markt. Gerade in der Fertigungsindustrie erwartet Welsch-Lehmann einen erheblichen Schub in Richtung E-Business. Für sein Unternehmen bedeutet dies im Unterschied zur Betreuung bisheriger E-Commerce-Anwendungen, die sich meist auf bloße Shopping-Lösungen beschränkten, dass die Komplexität der Technik stark zunimmt. Auch die Anforderungen an Sicherheit und Verfügbarkeit der Anwendungen steigen, und nicht zuletzt die Zahl der potenziellen Kunden.

Diesen Umstand bestätigen auch Zahlen von Marktbeobachtern, die den Markt für das so genannte Managed Hosting als einen der am stärksten wachsenden Segmente in der IT-Branche sehen. Analysten der Investmanetbank Credit Suisse First Boston beispielsweise schätzen, dass das Marktvolumen in Europa von derzeit unter zwei Milliarden auf zwölf Milliarden Euro bis 2004 explodieren wird. Auch Integra erwirtschaftet mittlerweile gerade mal 10 bis 30 Prozent seiner Einnahmen mit Basisdienstleistungen wie der Bereitstellung und Pflege von Hardware beziehungsweise IP-Traffic. Der Löwenanteil der Erlöse wird inzwischen mit reinen Management-Leistungen eingefahren. Trotzdem rechnet die Company, die bisher vor allem einen hohen Posten an Ausgaben in seiner Bilanz vorweist, erst 2003 damit, aus den roten Zahlen herauszukommen.

Dass die Marktprognosen weitere Wettbewerber anlocken, ist nicht weiter verwunderlich. Reine Hosting-Anbieter wie die US-amerikanische Exodus oder Netzspezialisten wie KPNQwest, die sich vor allem auf die Bereitstellung der Infrastruktur konzentriert hatte, bemühen sich nach Kräften, ihre Kompetenzen auf den lukrativen Bereich Application-Management auszuweiten. Für Welsch-Lehmann sind sie dazu jedoch kaum in der Lage. "Fakt ist, sie können es nicht, weil sie nicht über die entsprechende Erfahrung verfügen", lehnt sich der Integra-Mann aus dem Fenster, "ein E-Business-System wie Enfinity zu managen ist etwas anderes als einen beliebigen Rechnerpark zu verwalten."

Auch von Konkurrenten wie Siemens Business Services oder IBM Global Services lässt sich der Deutschland-Chef wenig beeindrucken. Deren Angebot spreche in erster Linie große und weltweit tätige Unternehmen an. Eine Kundschaft, die Integra nicht bedienen kann und will. Das Unternehmen zielt eher auf größere Mittelständler ab, die vor allem auf dem europäischen Kontinent arbeiten. Ernstzunehmende Mitbewerber sieht der Integra-Verantwortliche eher bei Internet-Dienstleistern der New Economy wie Pixelpark oder Kabel New Media, die Integra an technischem Know-how das Wasser reichen können.

Abb: Die verstärkte Nachfrage nach dem Management komplexer Websites schlägt sich in einem sprunghaften Anstieg der Umsätze nieder. Quelle: Integra