Institutionen und Einzelne im Zeitalter der Informationstechnik

23.12.1994

Marie-Theres Tinnefeld, Lothar Philipps, Kurt Weis

R. Oldenbourg Verlag, Muenchen 1994, 251 Seiten, 98 Mark

"Institutionen und Einzelne im Zeitalter der Informationstechnik", dieser Oldenbourg-Titel fasst auf 250 Seiten in 20 teils essayistischen Kapiteln von Autoren aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen, was hierzulande im akademischen Bereich und/oder an verantwortlicher Stelle in Politik und Wirtschaft ueber den gesellschaftlichen Wandel durch Informationstechnik gedacht und diskutiert wird.

Wie der Titel schon sagt, geht es um alte und neue Machtpositionen, alte und neue Rechte - beispielsweise Datenschutzrechte innerhalb der Europaeischen Union. Hervorragende Autoren, stellvertretend seien genannt Ulrich Beck, Professor fuer Soziologie an der Universitaet Muenchen, bekanntgeworden unter anderem durch den vielgelesenen und -zitierten Titel "Die Risikogesellschaft", und der Bundesdatenschutzbeauftragte Joachim- W. Jakob schoepfen aus ihrem wissenschaftlichen Fundus, verknuepfen dies mit den aktuellen Fragestellungen und bleiben Antworten nicht schuldig.

Beck veroeffentlicht hier zum erstenmal seinen Aufruf: "Freiheit fuer die Technik!", ein "Plaedoyer fuer eine zweite Gewaltenteilung". Der Muenchner Soziologe spricht sich auf eine neue Art und Weise fuer eine "Demokratisierung der Demokratie" aus.

In der Kuerze und damit durchweg hervorragenden Lesbarkeit der facettenreich zusammengestellten Kapitel liegt die Wuerze dieses Buches, das auch mit ungewoehnlichen Gesichtspunkten ueberrascht. Das gelingt zum Beispiel Manfred Broy, Professor fuer Informatik an der Universitaet Passau, mit dem Thema "Sicherheit und Logik: Beherrschbarkeit der Zuverlaessigkeit in Software-Systemen" oder Joerg Eberspaecher, Professor fuer Kommunikationsnetze an der TU Muenchen, mit dem hochaktuellen Beitrag "Intelligenz in Netzen".

Fazit: Ein spannendes wissenschaftliches Buch, das durch Praegnanz der Praesentation und Brisanz der Inhalte auffaellt; nuetzlich und sogar unterhaltsam auch fuer IT-Fachleute, die sich den Blick ueber den Tellerrand des Praxisalltags offen halten wollen.