Instant Messaging im Unternehmen: Was Profis wissen müssen

26.07.2007

Länger ist besser

Haha, ein Smiley, das Herz der IM-Kommunikation.
Haha, ein Smiley, das Herz der IM-Kommunikation.

Es gilt: Wer viel zu sagen hat, hat auch viel zu schreiben. Und umgekehrt. Das kleine Fenster des IM lässt sich meistens auf die Größe des gesamten Bildschirms ziehen. Dann passt auch alles hinein, was Sie den Kollegen mitzuteilen haben. Robert Musil hätte den "Mann ohne Eigenschaften" als IM verfasst, wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Statt selbst zu schreiben oder Links zu senden, kann man gleich den Inhalt kompletter Word-Dokumente, Excel-Listen, PDFs und Websites in den IM einfügen, bis dessen Limit erreicht ist. Das erhöht den Druck auf die Kollegen und hält sie davon ab, ihre Ziele zu erreichen. Wahlweise versendet man auch alle paar Sekunden jeweils einen Satz des Elaborats. Dieses Trommelfeuer zermürbt jeden und zeigt, dass Sie der unangefochtene Meister des Selbst-Managements sowie ein "Web-Experte" sind. Im Idealfall stimmt auch noch das Timing: Vor bekannten Deadlines lohnt es sich immer, den begrenzten Horizont der Kollegen mit einer interessanten IM-Diskussion zu erweitern. Gute Termine: die letzten Tage im Quartal (Sales) oder die Panikphase vor beziehungsweise nach Veröffentlichung der Quartalszahlen (IR/PR/Finanzen).

Wenn Ihnen das Gegenüber beim Chatten im Subtext Brücken baut, um die laufende "Kommunikation" ohne Gesichtsverlust zu beenden, sollten Sie diese geflissentlich ignorieren, falls es Ihnen überhaupt aufgefallen ist. Andernfalls kann Ihnen ein defensiver Schritt als Zeichen der Schwäche (Kompromissbereitschaft) ausgelegt werden, was der Karriere in jedem Fall abträglich ist. This is a man's world, und nur Lemminge sind teamfähig. Alles andere ist ein Medienmärchen.

Ein Bild, 1000 Worte

Das lachende Emoticon (aka Smiley) hat sich inzwischen zu einem weltweit bekannten Symbol entwickelt. Seine IM-Nutzung ist folglich kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Für den Umgang mit Emoticons im Enterprise-Einsatz eignen sich nur zwei Strategien: Masse oder Klasse. Im ersten Fall sollten Sie dazu übergehen, grundsätzlich mehr als ein Smiley pro Zeile zu verwenden. Allerdings darf man den Bogen nicht überspannen – ein halbes Dutzend Bildchen pro Zeile gelten selbst bei Vorschulkindern als Maximum. Eine passende Zuordnung von inhaltlicher Aussage und Emoticons ist dabei nicht nötig (Ausnahme: Launige Kommentare zu Todesfällen oder Kündigungen). Der häufige Gebrauch der Smileys hat einen positiven Nebeneffekt – Ihre Kollegen wissen bereits auf den ersten Blick, von wem die Nachricht stammt. Das nennt man "Personal Identity", in Abgrenzung zur "Corporate Identity". Unternehmen zahlen Millionen dafür, Sie können es fast umsonst bekommen. Arbeiten Sie daran!