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Insolvenzverwalter erhebt schwere Vorwürfe gegen BenQ

22.03.2007
Der Insolvenzverwalter von BenQ Mobile fordert 500 Millionen Euro von der Muttergesellschaft. Die Taiwaner sollen das Geld von BenQ Mobile abgezogen und damit die Existenz der Firma gefährdet haben.

Der taiwanesische Elektronikkonzern BenQ soll gut eine halbe Milliarde Euro von seiner insolventen deutschen Tochter BenQ Mobile mit ursprünglich mehr als 3.000 Beschäftigten abgezogen haben. "Wir glauben definitiv, Ansprüche zu haben, die werden jetzt auch gerichtsfest aufbereitet", sagte eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Martin Prager am Donnerstag in München und bestätigte damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". In einem Vermögensgutachten seien die Forderungen in Höhe von 504 Millionen Euro aber vorsichtshalber mit Null bewertet worden, weil die Bonität von BenQ fraglich und die Werthaltigkeit daher unsicher sei, sagte die Sprecherin. Zudem gebe es Gegenforderungen der Taiwanesen. "Da wird man streiten müssen."

Bei einer gut siebenstündigen Gläubigerversammlung hatte Prager am Vortag bekannt gegeben, dass die ehemalige Siemens-Handysparte auf einem Schuldenberg von knapp 1,2 Milliarden Euro sitzt. Die Forderungen gegen das Unternehmen sind damit noch höher als bisher bekannt. Die Gläubiger gaben bei der Versammlung auch formal ihre Zustimmung zur Zerschlagung des Unternehmens, nachdem Prager zuvor vergeblich nach einem Investor gesucht hatte. Der taiwanesischen BenQ Corp. warf der Insolvenzverwalter nach dem "SZ"-Bericht zufolge "existenzgefährdende Eingriffe" und "Eigenkapitalentnahme" vor. Das Unternehmen kämpft selbst mit hohen Verlusten.

Die Forderungen gegen den früheren Besitzer Siemens hatte Prager bei der Versammlung auf 100 Millionen Euro beziffert. Nach Einschätzung Pragers wird sich das Insolvenzverfahren noch mehrere Jahre hinziehen. 4.350 Gläubiger hätten Forderungen gegen BenQ Mobile angemeldet, davon der überwiegende Teil ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens, die zusammen 27 Millionen Euro von ihrem ehemaligen Arbeitgeber wollen. BenQ Corp. hatte das verlustreiche Handygeschäft 2005 einschließlich einer Mitgift in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro von Siemens übernommen. Nach Umsatzrückgängen und einem weiteren Marktanteilsschwund drehten die Taiwanesen ihrer Tochter nur rund ein Jahr später den Geldhahn zu. Ende September vergangenen Jahres musste BenQ Mobile daraufhin Insolvenz anmelden, die mehr als 3.000 Beschäftigten verloren ihre Jobs. (dpa/ajf)