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Insolvenzverfahren bei Brain und Telesens eröffnet

02.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die zuständigen Amtsgerichte haben in den vergangenen Tagen die Insolvenzverfahren über die beiden Softwareunternehmen Brain International AG und Telesens KSCL AG eröffnet. Bereits am Freitag hatte das Amtsgericht Freiburg entsprechende Anträge des Breisacher ERP-Spezialisten Brain, sowie dessen Tochtergesellschaften Brain Automotive Solutions GmbH und Brain Industries Solutions GmbH stattgegeben. Als Insolvenzverwalter wurde der Steuerberater Reinhard Blumenthal bestellt. Blumenthal war bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt worden. Brain hat nach eigenen Angaben seit Anfang Juli ein Umstrukturierungs- und Sanierungsprogramm erarbeitet und führt derzeit Gespräche mit potenziellen Investoren. Während der vorläufigen Insolvenz wurde der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortgeführt, dabei ist es nach

eigenen Angaben gelungen, einige neue Kunden zu gewinnen, insbesondere in den USA.

Das Breisacher Unternehmens hatte im ersten Halbjahr 2002 bei Einnahmen von 46,1 Millionen Euro einen Nettoverlust von 24,6 Millionen Euro verbucht. Da diesem Betrag nur ein Eigenkapital von 20,4 Millionen Euro entgegenstand, war Brain zur Jahresmitte überschuldet und musste am 5. Juli Insolvenz beantragen. Ende Juni beschäftigte das Unternehmen noch 830 Mitarbeiter.

Bei der seit dem 18. Juni zahlungsunfähigen Telesens KSCL AG ruht drei Monate nach Antragstellung der operative Betrieb weitestgehend. Bei der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am gestrigen Sonntag bestimmte das Amtsgericht Köln den Rechtsanwalt Hans-Gerd Jauch zum Insolvenzverwalter des Unternehmens. Jauch war zuvor schon als vorläufiger Insolvenzverwalter bei dem Anbieter von Billingsoftware für TK-Unternehmen tätig gewesen.

Das Kölner Unternehmen war bereits im vergangenen Jahr in eine finanzielle Schieflage geraten und konnte nur mit Finanzspritzen in zweistelliger Millionenhöhe am Leben erhalten werden. Zuletzt hatte Telesens noch rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den Investoren des Billing-Spezialisten zählen unter anderem das - inzwischen selbst finanziell angeschlagene - Beteiligungsunternehmen Gold-Zack und die Telekom über ihre VC-Tochter T-Venture. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Telesens einen Umsatz von 82 Millionen Euro erwirtschaftet, der ausgewiesene Fehlbetrag belief sich auf 245 Millionen Euro. (mb)