Insbesondere international operierende Anbieter melden Erfolge Softwarefirmen profitieren vom Trend zu Client-Server-Systemen

05.05.1995

MUENCHEN (CW) - Den international operierenden Software-Anbietern geht es gut. Waehrend regional agierende Unternehmen zunehmend unter Druck geraten, konnte die Branche insgesamt 1994 weltweit ein Umsatzplus von zwoelf Prozent verbuchen. Aufgrund technischer Weichenstellungen und der wirtschaftlichen Erholung des wichtigen Absatzmarktes Europa wird sich diese Entwicklung nach den Untersuchungen der IDC-Marktforscher in diesem Jahr noch verstaerken.

Als zentraler Erfolgsfaktor fuer 1994 und 1995 gilt laut IDC die Faehigkeit, Client-Server-taugliche Software anzubieten. Hier steckt auch das groesste Wachstumspotential. Zwar liessen sich 1994 nur 18 Prozent der Umsaetze in diesem Bereich einordnen, der Zuwachs gegenueber dem Vorjahr lag jedoch bei 69 Prozent. Fuer Anwendungen, die nicht ueber diese Techniken verfuegen, wurden nur vier Prozent mehr ausgegeben.

Als Paradebeispiel fuer den Client-Server-Boom gilt die Walldorfer SAP AG, deren Umsatzplus von 168 Prozent die Analysten vor allem auf den Erfolg der Unix-Software R/3 zurueckfuehren. Dieses sprunghafte Wachstum duerfte jedoch aufgrund fehlender Ressourcen fuer den Support in diesem Jahr abgebremst werden.

Fuer die Walldorfer, deren Brot-und-Butter-Geschaeft immer noch die Grossrechnersoftware R/2 darstellt, trifft auch zu, was IDC ueber die Anbieter von systemnaher Software herausgefunden hat. Deren Erfolg beruhe vor allem auf der Faehigkeit, weiterhin Umsaetze mit Mainframe-Software zu generieren, gleichzeitig aber Loesungen fuer heterogene Client-Server-Umgebungen anzubieten. Hier stieg der Umsatz 1994 um acht Prozent auf 22,4 Milliarden Dollar.

Enge Hardwarebindung kostet Marktanteile

Nach wie vor am erfolgreichsten agierte die IBM, deren Umsatz in diesem Bereich 7,559 Milliarden Dollar betrug, das entspricht einem Marktanteil von 33,7 Prozent. Allerdings hat sich hier bisher weniger die Innovationskraft des Unternehmens ausgewirkt als der unerwartete Mainframe-Boom, der den Absatz der Systemsoftware "Netview" und

"CICS" ankurbelte. Diese enge Verbindung zum Hardwaregeschaeft wird die IBM laut IDC jedoch langfristig Marktanteile kosten.

Die Microsoft Corp. rangiert mit 7,5 Prozent Marktanteil und einem Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar an zweiter Stelle beim Geschaeft mit Systemsoftware. Der Rueckstand zur IBM beruht hauptsaechlich auf der gaenzlich anderen Preisstruktur im PC-Markt. Eine Rolle spielt aber auch, dass das Unternehmen mit Windows NT und dem System Management Server (SMS) seine Faehigkeiten im Client-Server- Geschaeft erst noch unter Beweis stellen muss. Insgesamt raeumen die IDC-Analysten der Gates-Company jedoch gute Chancen ein, den Vorsprung gegenueber der Nummer drei, dem LAN-Spezialisten Novell, auszubauen. Dessen Netz-Betriebssystem "Netware 4.1" hat in diesem Jahr Marktanteile gegen Windows NT verloren.

Ausschlaggebend fuer die Etablierung von Client-Server-Software ist, dass die Entwickler ueber Werkzeuge verfuegen. Dieses Marktsegment war 1994 bei einem Umsatzzuwachs um 12,5 Prozent auf 21,9 Milliarden Dollar vor allem von einem Konzentrationsprozess gepraegt. So wurde Knowledgeware vom bisherigen Mainframe- Spezialisten Sterling aufgekauft, und Sybase konnte durch Uebernahme des Windows-Senkrechtstarters Powersoft zu den Tool- Anbietern aus dem Datenbankbereich aufschliessen.

Der Erfolg der Tool-Anbieter hing aber auch von strategischen Weichenstellungen ab. Dazu gehoert, dass sich die CASE-Anbieter allesamt von ihren proprietaeren Ansaetzen verabschiedeten und sich als methodenneutrale Werkzeuglieferanten positionierten. Ausserdem sahen sie sich gezwungen, auf einen Windows-Kurs einzuschwenken und mit preisguenstigen Low-end-Produkten Kunden zu locken. Texas Instruments und Intersolv ist dieser Spagat laut IDC gelungen, Knowledgeware jedoch nicht.

Profitiert haben von dieser Entwicklung vor allem die Datenbankanbieter. Die Zuwachsraten betragen bei Sybase 63 Prozent, bei Oracle 36 Prozent und bei Informix 25 Prozent.