Input-Chef erlaeutert IT-Megatrends Der Umgang mit Informationen wird die Arbeitswelt bestimmen

04.11.1994

Von Lorenz Winter*

Einen IT-Weltmarkt von 1,5 Billionen Dollar, eine Milliarde Besitzer von PDAs und 100 Millionen Zugangspunkte zum Internet und aehnlichen Einrichtungen. So schilderte Peter Cunningham, Gruender und Chairman des Marktforschungsinstituts Input aus dem kalifornischen Mountain View, bei einem Vortrag ueber Megatrends der Branche die DV-Umgebung des Jahres 2000.

Der Input-Boss skizzierte allerdings nicht nur die "schoene neue Welt" der Informationstechnik, sondern analysierte auch, wo es fuer Hard- und Software-Fabrikanten kuenftig noch brenzliger wird als bisher.

Erster Megatrend: Der Mainframe duerfte auf uns bald so ruehrend wirken wie das Abendlaeuten der Kirchenglocken. War die Turmuhr frueher einziges Instrument zur Zeitmessung, so traegt heute (fast) jeder mindestens ein preiswertes Chronometer am Handgelenk. Entsprechendes vollziehe sich am IT-Markt. Cunningham: "Lassen Sie sich nicht irremachen. Die Lisa war ein Flop, der Mac aber ein Hit. Ebenso werden die meisten von uns ein Nachfolgemodell des Newton schon bald als Standardausruestung des modernen Menschen empfinden."

Zweiter Megatrend: der Vormarsch der Videotechnik. 80 Prozent aller Berufs- und Geschaeftskontakte koennten schon in einem Jahrzehnt per Desktop-Videokonferenz abgewickelt werden - zumindest in den USA, Europa und Japan.

Nicht alle Player koennen den Rahm abschoepfen

Dritter Megatrend sei der fuer jede Branche zugaengliche Weltmarkt. Der Visionaer aus Mountain View: "Wenn Sie ueber das Internet 100 Millionen potentielle Kunden sofort erreichen und nur mit einem Bruchteil davon einen Dollar Umsatz machen, kann der Traum vom Millionaer ueber Nacht wahr werden."

Den Wermutstropfen fuer seine zuckersuesse Vision lieferte Cunningham gleich mit. Nicht alle Marktteilnehmer koennen den Rahm abschoepfen. Wettbewerb und Preiskaempfe wuerden gerade in den kommenden herrlichen Zeiten eher noch schaerfer. Obwohl zum Beispiel der weltweite IT-Markt in absoluten Zahlen "jaehrlich um eine IBM waechst", setzen sich gleichzeitig die deflationaeren Tendenzen fort. "Relative Zuwaechse von 25 oder 30 Prozent gehoeren in den Industrielaendern endgueltig der Vergangenheit an."

Die Parole muss daher heissen: Mindestens zehn Prozent Produktivitaetszuwachs pro Jahr, um mit dem Feld mithalten zu koennen. Eine Company, die nicht eine Million Dollar pro Mitarbeiter umsetze, sei schon bald kein ernstzunehmender Marktteilnehmer mehr.

Vier Fuenftel aller menschlichen Arbeit auf dem Planeten werden nach Meinung des Input-Chefs kuenftig aus dem Umgang mit Wissen, dem Sieben von Informationen und dem "symbol handling" bestehen. In dieser Umgebung haetten "monolithische" Strukturen bei Anbietern und Usern der Branche (zum Beispiel Grossbanken) keine Chance mehr. Der Trend gehe zu einem "an den speziellen Beduerfnissen einzelner Kundenzielgruppen orientierten Dienstleistungsangebot ohne geografische Grenzen".