Java und Corba stehen im Mittelpunkt

Inprise verlegt sich auf das Geschäft mit verteilten Objekten

21.08.1998

Bereits während der Eröffnungsrede von CEO Delbert Yocam fiel die grundlegend veränderte Haltung von Inprise gegenüber dem Hauptrivalen Microsoft auf. Den nicht zu gewinnenden Kampf auf Produktebene führt Inprise nun aus der Deckung des strategischen Partners Sun Microsystems auf Plattformebene. Die Kalifornier setzen dabei auf Java und den Middleware-Standard Corba (Common Object Request Broker Architecture) der Object Management Group (OMG).

Konzentration auf offene Standards

"Inprise steht für offene Standards", betonte denn auch Rick LeFaivre in seiner Eröffnungsansprache. Delphi und C++ Builder unterstützen zwar weiter die Anwendungsentwicklung für Windows, COM und DCOM (Distributed Component Object Model), der Schwerpunkt des Unternehmens Inprise liegt jedoch eindeutig auf Corba und Java.

Als erstes Ergebnis der Allianz kündigten Sun und Inprise die Portierung von "Jbuilder 2.0" auf Solaris an. Zudem beschlossen sie, Kunden des Sun-eigenen Object Request Broker (ORB) "NEO" auf den "Visibroker" umzustellen. Als "Enhanced ORB" wird Visibroker 3.3 den Kern des für Jahresende angekündigten Application Server bilden.

Mit diesem folgt Inprise dem allgemeinen Trend zu mehrstufigen und Web-fähigen Architekturen. Er soll die Komplexität der verteilten Anwendungsentwicklung für Unternehmen verein- fachen. Zeitgleich wird dann "Jbuilder 2.5 for Appserver" als erste Entwicklungsumgebung für den Application Server verfügbar sein.

Der Application Server setzt sich aus den Bestandteilen Applikations-Management ("Appcenter" und "Visibroker Manager"), Web Integration ("Deployment Server"), Security ("Visibroker SSL" und "Visibroker Gatekeeper"), "Visibroker Integrated Transaction Server", Name- und Event-Service, einem "Enhanced ORB" (Visibroker 3.3) und Corba-Brücken zu DCE, DCOM und COM+ zusammen. Das in Java programmierte Appcenter dient der Verwaltung, Überwachung und Konfiguration von Multitier-Anwendungen.

Für eine echte Überraschung sorgte Inprise mit der Vorführung eines Delphi-zu-Java-Compilers, der aus einem in Delphi geschriebenen Corba-Objekt ein Java-Programm erzeugte. Dies sei zwar nur eine technische Vorführung und keine Produktankündigung, die Portierung der Inprise-Werkzeuge auf die Solaris-Plattform könnte aber durchaus noch ein Delphi for Java daraus werden lassen.

Eine organisatorische Änderung konnte Inprise mit der Überführung von "Visual Dbase" in die Verantwortlichkeit der Interbase Software Corp. vermelden. Zweck davon ist es, die Desktop-Datenbank und den SQL-Server "Interbase" bestmöglich voneinander profitieren zu lassen.

Als wirtschaftliches Ziel formulierten die Inprise-Veranwortlichen, in den nächsten Jahren wieder zum 500-Millionen-Dollar-Unternehmen aufzusteigen.