Innovation - die wichtigste IT-Aufgabe

08.06.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Typisch für die Executive-Foren der COMPUTERWOCHE ist die Vortragsform des "Dialogs" zwischen je einem Wissenschaftler und einem IT-Chef. Österle und sein Pendant Andreas Resch, Geschäftsführer der Bayer Business Services und CIO der Bayer AG, hatten darüber nachgedacht, welchen Innovationsbeitrag die IT eigentlich leisten kann oder vielmehr muss (siehe Kasten "Innovationsbeitrag").

Wie die IT zu beschleunigen ist

• Inwieweit sind die CIOs mit ausreichender Befugnis ausgestattet, um Unternehmensentscheidungen zu beeinflussen? Die Unterschiede zum EDV-Leiter alter Prägung sind immer noch ungenügend herausgearbeitet. Eigentlich ist der CIO doch "Chef der Unternehmensentwicklung"!

• Wieso wird ständig von Einsparungen und RZ-Standardisierung gesprochen, wo das Thema doch der Geschäftsbeitrag ist? Die CIOs müssen mehr Geschäfts- und Prozesskompetenz sowie ein Gespür für die Unternehmensbedürfnisse zeigen.

• Wäre es nicht logisch, wenn die IT die Prozess-Governance übernähme? Schließlich ist sie als einziger Unternehmensbereich von Anfang bis Ende in alle Prozesse involviert. Relevante Geschäftsentscheidungen sollten jedenfalls mit der IT auf ihre Realisierbarkeit ab- gestimmt werden.

• Die Standardisierung der IT-Infrastruktur ist beinahe umgesetzt, der größere Hebel aber ist die Standardisierung des Geschäftsmodells. So lassen sich Komplexitätstreiber wie Breite und Tiefe des Sortiments oder unterschiedliche Regionen, Segmente und Kanäle bewältigen.

• Standardisierung heißt keineswegs Nachahmung von Mitbewerbern. Der Begriff zielt vielmehr auf eine interne Vereinheitlichung. Er bedeutet also, sich auf ein Geschäftsmodell festzulegen und es konsequent (!) im Unternehmen umzusetzen.

• Kann die Standardisierung und Effizienzsteigerung in der IT alle organisatorischen Nachteile eines Unternehmens kompensieren? - Wohl kaum! Schnelles Wachstum und permanente Veränderung stellen die IT vor kaum lösbare Aufgaben. Mitgestaltung ist unter diesen Umständen schwierig.

• Ist die IT in der Lage, das, was in der Zeitung steht, zu liefern? Die Medien und die Hersteller wecken bei den Unternehmensführungen falsche Erwartungen, denen die IT nicht gerecht werden kann. Deshalb steht sie in den Augen des Managements häufig als Loser da.

"Konsolidierung und Innovation sind keine Gegensätze und laufen nicht in aufeinander folgenden Phasen ab", stellte Resch zunächst einmal klar. Aus seiner Sicht sei es notwendig, "beides mit derselben Agressivität voranzutreiben". Zudem grenzte der Bayer-CIO zwei Innovations- aspekte gegeneinander ab: Im landläufigen Sinn werde der Begriff immer auf das von der IT unterstützte Business bezogen. Resch wollte den Blick jedoch auch auf die Erneuerung der IT-Prozesse gerichtet sehen: "Wenn Sie über Innovation nachdenken, müssen Sie auch die Potenziale in der eigenen Produktion erkennen und nutzen", mahnte der IT-Manager. Österle ergänzte: "Innovation findet nicht nur in Produkten, sondern auch in Prozessen statt."