Innenansichten eines Jobwunders

13.02.2002
Lassen sich die hohen Arbeitslosenzahlen durch neue Billigjobs drücken? Eine amerikanische Journalistin wagte den Selbstversuch.

Die Idee zum Buch entstand bei einem luxuriösen Abendessen, die Recherche fand unter weniger vornehmen Bedingungen statt: Barbara Ehrenreich, amerikanische Publizistin, verließ ihr komfortabes Arbeitszimmer und stellte im Selbstversuch das Jobwunder der Clinton-Ära auf die Probe. Sie wollte folgende Frage klären: Gelingt es einer ungelernten Arbeitskraft, mit mehreren Dienstleistungsjobs würdevoll zu überleben?

Ganz in der Tradition klassischer Sozialreportagen durchquerte sie das Land der (un)begrenzten Möglichkeiten und versuchte sich in schlecht bezahlten Jobs als Verkäuferin, Altenpflegerin und Putzfrau. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hatte sie zwar ihre Kreditkarte mit auf die Reise genommen. Doch trotz dieser kleinen Schummelei kratzen ihre Geschichten mächtig am Image des vielgerühmten Jobwunders.

Selbst wenn die sozialen Netze in der Bundesrepublik dichter gespannt sind, zeigt Horst Afheldt im Nachwort eindrucksvoll auf, dass sich die hiesigen Verhältnisse den amerikanischen annähern. Eine Lektüre, die nachdenklich stimmt.

Barbara Ehrenreich: Arbeit poor. Unterwegs in der Dienstleistungsgesellschaft. Kunstmann Verlag, München, 2001. 280 Seiten, 18,92 Euro. ISBN 3-88897-283-3.