Innenansichten eines Jobwunders

14.02.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
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Die Idee zum Buch entstand bei einem luxuriösen Abendessen, die Recherche fand unter weniger vornehmen Bedingungen statt: Barbara Ehrenreich, amerikanische Publizistin, verließ ihr komfortables Arbeitszimmer und stellte im Selbstversuch das Jobwunder der Clinton-Ära auf die Probe. Sie wollte folgende Fragen klären: Gelingt es einer ungelernten Arbeitskraft, mit mehreren Dienstleistungsjobs würdevoll zu überleben?

Ganz in der Tradition klassischer Sozialreportagen durchquerte sie das Land der (un)begrenzten Möglichkeiten und versuchte sich in schlecht bezahlten Jobs als Verkäuferin, Altenpflegerin und Putzfrau. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hatte sie zwar ihre Kreditkarte mit auf die Reise genommen. Doch trotz dieser kleinen Schummelei kratzen ihre Geschichten mächtig am Image des vielgerühmten Jobwunders. Selbst wenn das soziale Netz in der Bundesrepublik dichter gespannt ist, zeigt Horst Afheldt im Nachwort doch eindrucksvoll auf, dass sich die hiesigen Verhältnisse den amerikanischen annähern. Eine Lektüre, die nachdenklich stimmt. (iw)

Barbara Ehrenreich: Arbeit poor. Unterwegs in der Dienstleistungsgesellschaft. Kunstmann Verlag, München, 2001. 280 Seiten, 18,92 Euro. ISBN 3-88897-283-3.