Ingenieurinnen und Informatikerinnen setzen sich durch

15.03.2004
Von Helga Ballauf

Eine Erfahrung bleibt ihnen nicht erspart: "Junge Frauen fühlen sich sehr gleichberechtigt, bis sie nach den ersten Jahren im Beruf an die gläserne Decke stoßen und die männlichen Kollegen an ihnen vorbeiziehen", hat Martina Gerbig vom Deutschen Ingenieurinnenbund (dib) beobachtet. Hilz hat ihre Mentorin, Sabina Peters, über das Münchner Netzwerk "KommIT - Frauen in IT und Multimedia" gefunden. Im Austausch mit der berufserfahrenen Programmiererin Peters erkannte die Studentin: "Ich will im IT-Controlling praktische Erfahrungen sammeln. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von technischen Systemen interessieren mich."

Gemischte Teams bevorzugt

Peters ist Autodidaktin und hat freiberuflich und fest angestellt gearbeitet. "Der Beruf hört nicht auf, wenn Kinder da sind", so die Botschaft der Mutter zweier Söhne. Doch Peters weiß, dass eine führende Position für Frauen oft mit dem Verzicht auf Kinder verbunden ist: "Das schockt mich." Für Hilz stehen jetzt das Praxissemester, vielleicht ein Auslandsaufenthalt und dann der Abschluss an: "Ich kann zwar sagen, dass ich in drei Jahren Projekt-Managerin sein will. Aber was, wenn vorher ein Kind kommt?"

Beruf und Familie - ist beides machbar? Diese Abwägung treffen nach wie vor eher Frauen als Männer. Als Frage an Firmen, die Personal suchen, taucht das Thema fast nur auf, wenn Bewerberinnen unter sich sind, berichtet Recruiting-Expertin Christiane Becker. Ihr Arbeitgeber, der Personaldienstleister Access, hat Karrieretage für Informatikerinnen und Ingenieurinnen im Auftrag von Großunternehmen wie Bosch, Shell, Daimler Chrysler, Siemens und VW veranstaltet. Sie präsentierten sich als frauenfreundliche Arbeitgeber und testeten ausgewählte hochqualifizierte Berufseinsteigerinnen beim Lösen betrieblicher Fallbeispiele.

Siemens Transportation Systems (TS) konfrontierte die Frauen mit der Aufgabe, die Vor- und Nachteile des elektrodynamischen und des elektromagnetischen Prinzips beim Antrieb von Magnetschwebebahnen zu vergleichen. "Wir wollen gemischte Teams. Darum stellt Siemens TS verstärkt junge Elektrotechnikerinnen, Maschinenbauerinnen und Informatikerinnen ein", berichtet Maria Christel, die in Erlangen das "Diversity"-Programm des Konzerns leitet. Es gehe darum, die Vielfalt von Kompetenzen aller Beschäftigten zu fördern und Raum für unterschiedliche Lebenspläne zu öffnen, sagt Christel: "Junge Frauen schrecken vor reiner Frauenförderung zurück. Darum gibt es bei uns auch keine Quote." Die Industrietechnologin hat die neue Aufgabe nach der Geburt ihrer Tochter übernommen. Sie profitiert von einer Regelung, die es ihr erlaubt, nur 25 Stunden pro Woche zu arbeiten - von zu Hause aus oder im Büro.

Chef als Förderer