Die Zeiten "kreativer" Buchführung sind vorbei

Informix will sein Image aufpolieren

11.02.2000
MÜNCHEN (CW) - Der US-amerikanische Datenbankanbieter Informix konnte auch im vierten Quartal 1999 ein seit zwei Jahren anhaltendes Wachstum bestätigen. In diesem Jahr nun will sich das Unternehmen darauf konzentrieren, sein Image vom bloßen Spezialisten für Datenbanken zum "E-Business-Marketing-Spezialisten" umzuwandeln.

Für das neue Profil oder die "neue Marke", wie Chief Executive Officer (CEO) Jean-Yves Dexmier es nennt, werden weder Mühen noch Kosten gescheut. Wie der Informix-Chef in einem Analystengespräch verriet, sollen die Ausgaben für Marketing und Werbung in diesem Jahr als größte Einzelinvestition des Unternehmens zu Buche schlagen. Zwischen zehn und 15 Millionen Dollar pro Quartal wollen die Kalifornier dafür springen lassen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei nicht um eine reine Präsentation neuer Produkte handeln kann, sondern gleichzeitig das angeschlagene Firmenimage aufpoliert werden soll. Schließlich war die Konzerngeschichte der letzten fünf Jahre immer wieder von Negativschlagzeilen begleitet, die vor allem Investoren, aber auch Kunden abschreckten.

Vergleich mit Aktionären verhagelte die BilanzErst Mitte letzten Jahres konnte Informix in einem außergerichtlichen Vergleich mit klagenden Aktionären einen Schluss-Strich unter den Finanzskandal der Jahre 1994 bis 1997 ziehen. Stein des Anstoßes: Die Kalifornier hatten mit vorgetäuschten Umsatz- und Gewinnzahlen den Aktienkurs künstlich in die Höhe getrieben. Nachdem dies bekannt geworden war, fiel der Kurs der Aktie zunächst in den Keller. Für Informix bedeutete dies, sich nicht nur mit seinen Produkten im harten Wettbewerb mit Oracle oder IBM behaupten, sondern auch das zerstörte Vertrauen der Anleger wieder aufbauen zu müssen.

Betrachtet man die Entwicklung der letzten zwei Geschäftsjahre, so befindet sich das Unternehmen wieder auf Kurs. Ursache für das im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999 ausgewiesene Minus von 12,2 Millionen Dollar ist allein die besagte Ausgleichszahlung an die klagenden Aktionäre. Der Umsatz konnte von 735,5 Millionen im Fiskaljahr 1998 auf 871,5 Millionen Dollar gesteigert werden, das unbereinigte Nettoergebnis belief sich auf 87,1 Millionen Dollar gegenüber 37,1 Millionen Dollar im Vorjahr. Allein im letzten Geschäftsquartal betrug der Umsatz 251,1 Millionen Dollar, eine 17-prozentige Steigerung gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Davon entfielen Einnahmen in Höhe von 135,3 Millionen Dollar auf das Kerngeschäft Lizenzen, der Rest von 115,8 Millionen Dollar wurde im Bereich Services erwirtschaftet. Das operative Betriebsergebnis konnte um 130 Prozent von 22,9 Millionen auf 52,7 Millionen Dollar angehoben werden.

Für das Unternehmen, das im vergangenen Jahr sowohl die neue Datenbank "Foundation 2000" als auch die Internet-fähigen Programme "I Sell" und "I Reach" präsentierte, ist dies ein klares Zeichen für eine positive Resonanz des Marktes. Die Produkte sollen zum Wandel vom bloßen Datenbankhersteller zum E-Business-Kompetenten Allroundanbieter beitragen.

Quasi als Flankenschutz untermauerte Informix 1999 mit Beteiligungen an den US-Firmen Cloudscape und Ardent die Weichenstellung für die angestrebte Produktstrategie in Richtung Business Intelligence (BI) und E-Business. Die Produkte des BI-Spezialisten Ardent sollen das Angebot der Kalifornier in den Bereichen Data Warehousing, Datenintegration über Metadaten sowie das Consulting abrunden. Auf der anderen Seite sollen Cloudscapes mobile Datenbanken, die in Handhelds und Handys zum Einsatz gebracht werden können, Informix als drahtlosen Internet-Spezialisten ausweisen.