DB Expo in New York

Informix und IBM setzen auf objektrelationale Technik

13.12.1996

Wie lassen sich komplexe Datentypen in Datenbanksystemen abbilden? So lautete die Gretchenfrage auf der New Yorker Datenbankschau. Während Computer Associates mit "Jasmine" die reine Lehre der Objektorientierung predigte, propagierten die anderen großen Datenbankhersteller evolutionäre Technik: Sie haben ihre relationalen Systeme durch objektorientierte Add-ons erweitert. Oracle bindet diese Komponenten über eine Middleware an, Informix und IBM haben sie direkt in die Datenbankmaschine integriert.

Eigenen Angaben zufolge wird die Informix Software Inc., Menlo Park, Kalifornien, ihren Universal Server noch in diesem Jahr auf den Markt bringen - zumindest für die Unix-Betriebssysteme von Sun ("Solaris") und Silicon Graphics. Allerdings mutmaßt die Gartner Group, daß zunächst nur eine Handvoll Kunden das Produkt erhalten wird. Wegen der außergewöhnlich kurzen Betatestphase rät das Marktforschungsunternehmen den Anwendern ohnehin, noch ein halbes Jahr mit der Anschaffung zu warten. Viel eher werden die Versionen für AIX, HP-UX und Windows NT auch kaum zu haben sein.

Der Universal Server ist das erstgeborene Kind aus der Anfang dieses Jahres geschlossenen Ehe zwischen Informix und Illustra. Für sich genommen verhält er sich wie ein relationales Datenbanksystem. Der entscheidende Unterschied sind die Schnittstellen für "Data Blades". Mit diesem Begriff bezeichnet Informix Softwaremodule, die es möglich machen, die im Universal Server gespeicherten Informationen nicht als Black box, sondern als Objekte anzusprechen. Einem scharfen Messer gleich sollen die Data Blades die eingekapselten Informationen herausschneiden.

Ähnliche, aber nicht kompatible Technik

Informix selbst hat bereits eine Reihe von Data Blades entwickelt. Darüber hinaus rechnet der Anbieter damit, daß viele Third-Party-Unternehmen auf diesen Zug aufspringen werden. Bislang sind 29 Module lieferbar, beispielsweise zwei für die Bildverwaltung (von Excalibur Technologies und Virage Technologies), eins für geografische Informationen (von Map Info), eins für das Management von Web-Objekten (Mortice Kern Systems) sowie je eins für Videosequenzen und Zeitreihen (von Informix selbst).

50 weitere Data-Blades sind für Anfang des kommenden Jahres angekündigt. Außerdem können die Anwender die Schnittstellen nutzen, um objektorientierte Erweiterungen für individuelle Bedürfnisse zu entwickeln.

Zudem vermochte Informix die Data-Blade-Technik einem Mitbewerber schmackhaft zu machen. Die Tandem Computers Inc., Cupertino, Kalifornien, hat eine Lizenz erworben und will im kommenden Frühjahr ein eigenes objektrelationales Datenbanksystem ankündigen.

Mit einer ähnlichen, wenn auch nicht kompatiblen Technik hat die IBM ihr Datenbanksystem "DB2" für komplexe Datentypen geöffnet. Als Zusatzpaket sind einige dieser "Extender" bereits verfügbar, ohne daß IBM das bislang großartig angekündigt hätte.

Bis Mitte 1997 will der Anbieter nun die unterschiedlichen DB2-Ausführungen - "Common Server 2.1" und "Parallel Edition 1.2" - sowie die objektorientierten Erweiterungen zur Universal Database verschmolzen haben. Diese Einheitsdatenbank soll auf allen Rechnertypen von der Einprozessor-Maschine bis zu Symmetrical-Multiprocessing- und Massiv-parallel-Systemen lauffähig sein. Im Lieferumfang enthalten sein wird das für Web-Zugriffe konzipierte Tool "Net Data".