Lage ernst, aber nicht hoffnungslos

Informix spricht 100 Mitarbeitern die Kündigung aus

06.06.1997

Verluste in Höhe von 140,1 Millionen Dollar im ersten Quartal seines Geschäftsjahres mußte das in Menlo Park, Kalifornien, beheimatete Unternehmen hinnehmen. Rund sieben Millionen hatte Informix für die Akquisition der Centerview Software Inc. ausgegeben, einem Hersteller von Entwicklungs-Tools, und etwa 30,5 Millionen Dollar kamen bei einmaligen Abschreibungen zusammen.

Eingenommen hatte Informix in demselben Zeitraum lediglich 133,7 Millionen Dollar, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch 204 Millionen waren. Die Umsatzeinbußen sind nach Meinung amerikanischer Analysten durch zwei Faktoren bestimmt:

Zum einen hat Informix Software im Wert von 170 Millionen Dollar an Partnerunternehmen verkauft. Diese haben sie entweder noch nicht weiterverkauft oder dem Datenbank-Spezialisten im Gegenzug dafür Hardware geliefert, schrieb das "Wall Street Journal".

Zum anderen habe Informix den Fokus zu sehr auf das objektrelationale Datenbanksystem "Universal Server" gelegt, und dabei übersehen, daß der Markt dafür noch nicht reif ist. Nach Meinung von Dan Kusnetzky, Analyst beim Marktforschungsunternehmen International Data Corp. (IDC), zeigten jedoch weder die Verluste noch die Entlassungen an - Informix beschäftigt rund 4500 Mitarbeiter weltweit -, daß sich der kalifornische Datenbank-Spezialist in ernsthaften Schwierigkeiten befindet.

Zwar seien schwerwiegende Management-Fehler gemacht worden, und der Universal Server können heute noch nicht die leeren Taschen füllen, doch immerhin handle es sich dabei um eine "gute Technologie". Zu den Pluspunkten zählt der IDC-Experte zudem ein weitgehend intaktes Händler- und Partnernetz sowie einen etablierten und funktionsfähigen Vertrieb.

Für das "Wall Street Journal" stellt sich die Situation offen- sichtlich bedrohlicher dar. Zwar warne Informix die auf dem Interstate Highway in Richtung Oracle vorbeifahrenden Autos vor Dinosauriern, doch müsse CEO Phil White erst selbst ein- mal beweisen, daß sein Unternehmen nicht ebenso vom Aussterben bedroht sei, heißt es in dem Blatt.