Konzentration auf Microsoft und Internet

Informix: Entwickler sollen den Negativ-Trend umkehren

15.08.1997

Das Konzept für seinen Kurswechsel gab Informix im Rahmen seiner Benutzerkonferenz in San Franzisko bekannt. Im Vordergrund stand dabei die Positionierung der herkömmlichen Informix-Datenbanken für die bislang eher nachlässig unterstützte Microsoft-Plattform Windows NT. Nach der kostspieligen Ablenkung durch das intensive Engagement für den "Universal Server" hat nun auch Informix verstanden, daß der NT-Markt weit schneller wächst als das angestammte Unix-Geschäft. Erfolgschancen rechnet sich das Unternehmen auf der neuen Plattform aus, weil die eigenen Produkte Microsofts "SQL Server" nicht nur leistungsmäßig, sondern auch bei der Ausrichtung auf umfangreiche Aufgaben wie Data-Warehousing und Transaktionsverarbeitung überlegen seien.

Gestützt wird die Hinwendung zu Microsoft durch Partnerschaften mit Lieferanten von betriebswirtschaftlichen Anwendungspaketen, die auf NT laufen. Genannt werden SAP, Peoplesoft und die hierzulande bislang weniger bekannte Lawson Software Inc. Das Unternehmen aus Minneapolis, Minnesota, stellt Geschäftsprozeßpakete her, mit denen es über das jetzt geschlossene gobale Bundling-Abkommen mit Informix auch in Europa Fuß fassen will.

Außerdem möchte Informix die vielen Entwickler für sich gewinnen, die mit Microsofts "Visual Basic" (VB) programmieren. So hat sich die Gates-Company bereit erklärt, das Informix-Tool "Data-Director" zu vermarkten, das VB unterstützt. Die mit VB geschriebenen Komponenten lassen sich nun in die Entwicklungsumgebung "New Era" von Informix einbauen. Um zudem die Java-Gemeinde zu locken, für Informix-Datenbanken Anwendungen zu schreiben, ist auch für sie eine entsprechende Funktion kurz vor der Auslieferung. Ähnlich verhält es sich beim Data-Directory, das für Visual Basic bereits fertiggestellt und in der Java-Version für Oktober dieses Jahres vorgesehen ist.

An diesem Beispiel wird die zweite Stoßrichtung des Informix-Comebacks sichtbar: das Internet. Partnerschaften mit Firmen wie Wallop Software, Seagate Software, Net Object und Bluestone dienen allesamt dazu, Informix-Produkte mit Web-Tools zu versorgen.

Unter all diesen Aktivitäten soll jedoch nicht die technologische Zukunft mit dem Universal Server aus den Augen verloren werden. So hat Informix bekanntgegeben, daß bislang allein für die Intel-Plattform 42 Anwendungsmodule, sogenannte Data-Blades, geschrieben wurden. Darüber hinaus soll mit der Perspecta Inc. aus San Franzisko eine Anwendungsplattform entwickelt werden, auf der Kunden virtuelle Selbstbedienungsläden für das Internet aufziehen können. Weitere Partner auf der Anwenderveranstaltung waren Fulcrum, Lucent und BMC.

Teurer Rechenfehler

Informix hat sich bei seiner Bilanz für das Geschäftsjahr 1996 verrechnet. Wie sich jetzt herausstellte, wurden 100 Millionen Dollar weniger umgesetzt als die prognostizierten 940 Millionen Dollar. Damit dürfte sich der ursprüngliche Gewinn von 97,6 Millionen Dollar in einen Verlust verwandelt haben. Und auch im ersten Quartal dieses Geschäftsjahres mußte der Datenbanker ein Minus von 120,5 Millionen Dollar verbuchen. Die seit Jahresbeginn laufenden Entlassungen und Restrukturierungen haben bislang rund 62,1 Millionen Dollar gekostet. Der neue CEO Bob Finocchio kündigte die Entlassung von weiteren 400 bis 500 Mitarbeitern an.