VDMA zur Diskussion um die Zukunft des Telekommunikationsmarktes:

Informationsverarbeitung und -übertragung integrieren

18.12.1981

Während in der Vergangenheit Informationstransport und Informationsverarbeitung getrennt voneinander durchgeführt wurden, zeichnet sich letzt der Trend ab, Übertragungs- und Verarbeitungsprozesse zu integrieren. Diese Entwicklung wird durch den Preisverfall bei der Elektronik gefördert, erklärte der Vorsitzende der Fachgemeinschaft Büro- und Informationstechnik im VDMA, Hermann G. Holzapfel, in einem Vortrag auf dem Telecom-Kongreß in Köln. Im folgenden ein Auszug aus der Rede des VDMA-Vorsitzenden:

Die einheitliche digitale Darstellung ermöglicht, bestimmte Funktionen des Transportnetzes - nämlich die Vermittlung - und die Verarbeitung in der gleichen Funktionseinheit durchzuführen. Dies führt dazu, daß neue Anwendungen besonders kostengünstig realisiert werden können.

Dabei wird für die Entwicklung im Telekommunikationsbereich die Individualkommunikation eine Schrittmacherfunktion übernehmen, da die Entwicklungen im Bereich der Massenkommunikation durch offene Kompetenzfragen zwischen Bund und Ländern um die Zuständigkeit verzögert werden.

Im Bereich der Individualkommunikation fanden in den letzten drei Jahren wesentliche Entwicklungen statt, die zu neuen Fernmeldediensten führen:

Bei Telefax wurde 1979 der Dienst mit sogenannten Geräten der Gruppe 2 aufgenommen, also Geräten, die eine Übertragung einer DIN-A4-Seite in drei Minuten ermöglichen. Die Zahl der Teilnehmer an diesem Dienst blieb allerdings mit bisher etwa 5000 erheblich hinter den Erwartungen zurück.

Über die Gründe hierfür kann man sicherlich spekulieren. Es könnte zum Beispiel an der relativ langen Übertragungszeit oder den hohen Kosten von vier Mark pro DIN-A4-Seite liegen.

Wesentlich wichtiger scheint aber zu sein, daß der Telefax-Dienst noch nicht in der wünschenswerten Weise in den Bürobetrieb integriert ist.

Derzeit laufen die Vorbereitungen zur Einführung der schnelleren Geräte der Gruppe 3. Sie ermöglichen eine Übertragung einer DIN-A4-Seite in einer Minute. Auch hier erfolgt der Transport über das Fernsprechnetz. Die Zukunft der Telefax-Geräte wird jedoch bei den digitalen Geräten der Gruppe 4 liegen. Sie werden am Datex-Netz betrieben werden. Aber auch hier gilt das bereits vorher Gesagte, daß nämlich der echte Durchbruch wohl erst mit der vollständigen Integration in das Büro geschehen kann.

Nachdem bei Teletex die Spezifikationen für den Dienst und die Geräte international festgelegt worden sind, wird derzeit der Probebetrieb durchgeführt. Anfang nächsten Jahres erwarten wir die endgültige Betriebsaufnahme. Besonderes Kennzeichen des Teletex-Gerätes ist es, daß es eine Vielzahl von lokalen Funktionen, wie zum Beispiel Schreiben, Speichern, Redigieren, ermöglicht und daß die Übertragungsfunktion nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Leistungsspektrum darstellt.

Neben diesen getrennten Diensten für Faksimile- und Textkommunikation wird in Kürze damit begonnen werden, die Spezifikationen kombinierter Geräte für Faksimile und Text auszuarbeiten. Dann wird es möglich sein, neben dem Text zum Beispiel auch einen Briefkopf, Abbildungen oder eine Unterschrift zu übertragen. Ob das allerdings ausreicht, um diesem zukünftigen "Telefax"-Dienst zum entscheidenden Durchbruch zu verhelfen, hängt wiederum von der bereits erwähnten Integration ab. Es ist notwendig, von allen diesen Geräten aus auch ungehinderten Verkehr mit Datenbanken und DV-Anlagen durchführen zu können.

Bildschirmtext als drittes neues Medium der Individualkommunikation wird vielfach als ideales Mittel der Informationsverarbeitung für den Anwender angesehen. Nachdem nun der Beschluß der Bundesregierung vorliegt, Bildschirmtext als Mittel der Individualkommunikation einzuführen, erhoffen wir uns alle, daß die für 1985 aufgestellten Prognosen von etwa einer Million Teilnehmer zutreffen werden.

Steigende Informationsmengen - man spricht von etwa 3,5 Prozent Zunahme pro Jahr - , neue Techniken und Dezentralisierung führen insgesamt dazu, daß die Menge der über die Netze zu übertragenden Informationen mit der Zeit zunehmen wird.

Während in der Vergangenheit im Bereich der Benutzersysteme erhebliche Leistungssteigerungen erzielt wurden, kann bis zum heutigen Zeitpunkt eine entsprechende Zunahme bei der Übertragung nur in Teilbereichen verzeichnet werden. Die bisher verwendeten Techniken haben nur relativ geringfügige Leistungssteigerungen möglich gemacht.

Hier sind durch die Satellitentechnik sowie durch die Lichtleitertechnik erhebliche Impulse für die Weiterentwicklung zu erwarten. Sie führen zu erheblichen Kapazitätserweiterungen in den Netzen und unterstützen dabei Anwendungen, die in großem Umfang Informationen in Form von Sprache, Daten, Text und Bildern austauschen. Diese Übertragungstechniken können jedoch nur dann wirtschaftlich eingesetzt werden, wenn all diese Informationsarten über sie geführt werden.

Signal für Netzausbau

Was im Bereich der Telekommunikation heute bereits realisiert ist (x) und was in Zukunft zu erwarten ist (o), ist an nebenstehender Übersicht zu erkennen.

Im einzelnen heißt das, daß es bei den Netzen darauf ankommt, ein breitbandiges, flächendeckendes Netz zur Verfügung zu haben. Ein Netz, das sowohl von seiner Kapazität als auch von seiner Struktur her keinen Engpaß für den Transport der Informationen bildet. Wir begrüßen daher die Initiative der Deutschen Bundespost, mit ihren Pilotprojekter "Bigfon" und "Bigfern" die Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben und ein Signal für den Ausbau dieser Netze gesetzt zu haben.

Die Deutsche Bundespost stellt sowohl reine Transportdienste als auch regulierte Teilnehmerdienste zur Verfügung. Mit der Normung der Transportdienste wird die Einheitlichkeit der Übertragungsprotokolle sichergestellt. Mit der Normung der Teilnehmerdienste wird darüber hinaus sichergestellt, daß die Benutzer sich auch auf der Anwendungsseite miteinander verständigen können. Das funktioniert nach dem heutigen Stand der Normung allerdings nur für ganz spezialisierte Anwendungen.

Aus diesem Grund ist es erforderlich, daß für die Benutzer die freie Wahlmöglichkeit der Benutzung von Transportdiensten und Teilnehmerdiensten stets erhalten bleibt.

Da unsere Firmen der Büro- und Informationstechnik auf dem Telekommunikationsmarkt nicht nur in Deutschland tätig sind, sondern weltweit agieren, kommt es uns darauf an, daß, wo immer möglich, internationale Standards verwendet werden.

Besondere Bedeutung für uns Hersteller hat dabei natürlich auch die Zulassungspolitik der Deutschen Bundespost. Nach dem Fernmeldeanlagengesetz müssen nämlich alle Geräte, die an die Netze der Deutschen Bundespost angeschlossen werden, zugelassen werden.