Auf dem "Marketplace of the Future":

Informationstechnik hat hohen Stellenwert

19.04.1985

WIEN (apa) - Neben dem "Office of the Future" und der "Factory of the Future" gibt es jetzt ein neues Schlagwort: den Marketplace of the Future". Bereits heute arbeiten 37 Prozent der rund 3,4 Millionen Erwerbstätigen Österreichs, also rund l.2 Millionen, in marktnahen Positionen.

Dieser Anteil wird, wie Diebold-Geschäftsführer Dr. Gerhard Adler im Rahmen einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche feststellte, weiter steigen. Die Folge: Informationstechnik wird als Wettbewerbsfaktor einen hohen Stellenwert erlangen. Unternehmen, die bereits heute diese Entwicklung erkennen und entsprechend handeln, werden laut Adler einen fast uneinholbaren Wettbewerbsvorteil haben.

Schlagworte der Vertriebsautomation

Bereits heute stehen eine Reihe von Instrumenten der Informationstechnik zur Verfügung, die in den verschiedenen marktnahen Anwendungsbereichen wie Werbung, Marketing, Service und Geldverkehr eine wachsende Rolle spielen werden. Einige Schlagworte der Marketing- und Vertriebsautomation: elektronisches Geld, Home-Banking, elektronisches Ladenregal, Angebote aus dem Computer, künstliche Intelligenz für den Außendienst oder Rund-um-die-Uhr-Service .

Es gibt heute schon eine Reihe von Ansätzen für den marketing- und vertriebsorientierten Einsatz der Informationstechnik:

Das "Ladenregal der Zukunft" wird ein Terminal beinhalten, über das sich der Kunde über Angebote und Preise informieren kann. Vorteil für Kaufhäuser mit Scanner-Einsatz: Das heute vorgeschriebene zusätzliche kettieren der Ladenregale entfällt, was viel Zeit und Geld spart. Adler nennt ein weiteres Beispiel aus diesem Bereich: In einem Autozubehörgeschäft hat der Kunde die Möglichkeit, während er Autoradios testet, über einen Computer zusätzliche Informationen, etwa über das passende Angebot an Boxen und deren Preise, abzurufen. Der Einsaz von elektronischen Informationsmedien bietet sich auch zur Erläuterung der Handhabung eines Produktes - etwa in Heimwerkermärkten - an.

Ein weiteres Praxisbeispiel ist der Einsatz von Mikrocomputern in der Einrichtungsberatung. Der Verkäufer konfiguriert während des Kundengesprächs eine Kücheneinrichtung und kann dem Kunden sofort einen Ausdruck mitgeben. In Österreich bietet beispielsweise die Linzer Firma Pero ein derartiges Einrichtungsprogramm auf einem Sirius-Computer von Victor an. Großen Erfolg hat derzeit in Großbritannien ein Artificial Intelligence System, das die Firma ICI ihren Außendienstmitarbeitern, die Landwirte über die Wahl des richtigen Düngemittels beraten, mitgibt: Der potentielle Kunde erhält nach Eingabe verschiedener Merkmale wie Bodenbeschaffenheit oder Niederschläge einen Computerausdruck mit dem entsprechenden Vorschlag.

Große Bedeutung wird nach Ansicht von Diebold Parisini auch die verkaufsgesteuerte Produktion (CIM, Computer-Integrated Manufacturing) erlangen. Sie könne die Zeit von der Auftragserteilung bis zur effektiven Auslieferung wesentlich verkürzen.

So verlockend die Möglichkeiten der Marketingautomation auch sein mögen, so gibt es doch eine Reihe von Problemen. Dr. Adler: .,Die alten Branchengrenzen verwischen. Etablierte Vertriebswege, wie etwa Warenhäuser, werden benutzt, um zusätzliche Leistungen zu verkaufen." Das gibt einerseits die Chance für neues unternehmerisches Handeln, andererseits kann es auch zu Widerständen führen, wie ein Beispiel aus der Bundesrepublik Deutschland zeigt: Dort setzt sich derzeit eine Großbank gegen die deutsche Post zur Wehr, die über die Plastikkarte eigentlich ins Kreditgeschäft einsteigt, was sie rechtlich gesehen nicht darf.

Dennoch ist kaum daran zu zweifeln, daß Marketingautomation in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen wird, vor allem wenn man die Zahlen betrachtet:

Im Kreditgewerbe, wo Anfang 1984 rund 10 000 Bankterminals installiert waren, ist im Zuge der Marketingautomation bis 1989 ein Bestandszuwachs um 8000 Geräte zu erwarten. Die Neuinvestitionen verkörpern ein Volumen von 1,2 Milliarden Schilling. Beachtlich ist auch das Wachstumspotential bei Geldausgabeautomaten. Von den zur Zeit bestehenden rund 5000 Bankstellen waren zu Beginn des Jahres erst gut 226 mit solchen Automaten ausgerüstet. Auch im Einzelhandel sind beträchtliche Zuwächse bei Point-of-Sales-Terminals zu erwarten. So rechnet Diebold bei Datenkassen bis 1990 fast mit einer Verdoppelung des heutigen Bestandes. Die Versicherungsbranche ist im Begriff, zumindest ihre rund 8000 hauptamtlichen Außendienstmitarbeiter mit tragbaren Terminals beziehungsweise Bildschirmtextanschlüssen auszustatten.

Informationen: Diebold Parisini GmbH, Operngasse 20 b, 1040 Wien Telefon: 02 22/57 16 11.