Informationstagung der Diebold Deutschland GmbH in Düsseldorf: Minis im 4300-Mainframebereieh ohne Chance

26.11.1982

DÜSSELDORF - Informationen zu einem für den Anwender interessanten Thema sind immer wieder gefragt. So war denn auch das Seminar "Die IBM 4300 und ihre Mitarbeiter" der Diebold Deutschland GmbH in Düsseldorf gut besucht. Die CW berichtete darüber in der Ausgabe vom 19. November 1982 (Seite 1: "IBM-Gegner in der Mittelklasse ohne Konzept").

Zur allgemeinen Einstimmung in das Thema bot Diebold-Manager Fritz R. Müller zunächst einen Überblick über die aktuelle Marktsituation und die verschiedenen Anbieter mit ihren unterschiedlichen Technologie-Konzepten. Müllers Kernaussage: Die Anwender sind verunsichert. Zu viele unterschiedliche Konzepte

und Vertriebswege, zudem Schwierigkeiten im Management bei fast allen Mitbewerbern, machten es den potentiellen Käufern nicht gerade leicht, sich für einen IBM-Konkurrenten zu entscheiden.

So zeige etwa Burroughs bislang in der Bundesrepublik nur wenig Initiative, den Markt der 4300 anzugehen. Bei Digital Equipment sei die Vertriebsseite vorerst nicht dafür ausgelegt, kommerzielle Kunden zu gewinnen, ICL habe mit internen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn Spezialisten vor Ort fehlten. Bei NCR wiederum gäben sich die Top-Manager die Klinke in die Hand - heute regiere bereits der dritte General-Manager innerhalb von drei Jahren.

Bei Prime flüchteten die Mitarbeiter in Scharen, weil die US-Mutter die Vertriebsschrauben zu fest angezogen habe. Bei Tandem bestünden schließlich gar Zweifel am Durchsatz sowie an der Leistungsfähigkeit der "Non top"-Maschinen - zudem erfordere dieses Konzept auch hohe Nachfolgekosten für den Anwender. Die Plug Compatible Manufacturers (PCM) dagegen kamen in der Diebold-Betrachtung besser weg: Bis 1987 berge die Entscheidung für einen PCM-Anbieter kein besonderes Risiko.

Anforderungsprofil muß vom Anwender kommen

Eine besondere Rolle bei der Systemauswahl spiele die Anwendungssoftware. Unbedingt berücksichtigt werden müsse dabei, daß der Dialog mit bereits installierten Projekten klappe. Die von Diebold an die Hand gegebene Checkliste dürfe auch nicht von vorne bis hinten durchgearbeitet werden, man solle sich vielmehr drei oder vier zentrale Fragen auswählen, wie zum Beispiel Datenbank, Preis und Verträge sowie Konditionen und erst dann einzelne Angebote prüfen.

Allgemein umfaßt der Kriterienkatalog zur Systemauswahl vier Punkte, die jeweils noch unterteilt sind. Ein Grundsatz, den es allgemein zu berücksichtigen gilt, ist, daß das "Anforderungsprofil vom Anwender kommen muß und nicht vom Hersteller-Vertriebsbeauftragten". Danach sollte dann das Hardwareangebot untersucht, die Softwareseite - System- und Anwendungssoftware - beleuchtet, die Verträge und Konditionen abgewägt sowie der technische Kundendienst mit in die Überlegungen einbezogen werden.

Big Blue verbreitet Unsicherheit

Wer sich als Anwender indessen nur auf IBM verlasse, sei - so war den Ausführungen zu entnehmen - auch nicht unbedingt geborgen. Denn welche Produktlinie der Marktführer künftig forciert vorantreiben will, ist heute auch nicht klar. Immerhin, so war den Ausführungen von Diebold-Mitarbeiter Hüttenberger zu entnehmen, wird die /38 die nächsten fünf Jahre weiterleben. Das war auch die erste der Alternativen zur 4300, die den Seminarteilnehmern präsentiert wurde.

Die /38 habe jedoch eine deutliche Ausrichtung auf Anwender im Einstiegsbereich für Dialoganwendungen. Nachteilig sei hier vor allem der hohe interne Speicheraufwand von mehr als 300 KB Hauptspeicher, um mit dem Rechner arbeiten zu können. Zudem bestehe nur die Möglichkeit, mit integrierten Direktanschlüssen zu operieren. Der Frend-(...)eripherie-Anschluß ist limitiert, die(...)aten können nur über Disketten oder Magnetbandeinheiten gesichert werden, die Anwendungssoftware ließe zu wünschen übrig und die Programmiersprache RPG III manövriere den Benutzer, da /38-spezifisch, unter Umständen in eine Sackgasse.

Dennoch ist die Maschine nach Hüttenbergers Einschätzung der am Markt leistungsfähigste Dialogcomputer und besitze daher durchaus seine Daseinsberechtigung - allerdings wachsen, das könne man mit der Maschine nicht.

Wenn der Anwender dagegen vorhat, mit der Maschine größer zu werden biete die 4300 einen Weg nach oben. Allerdings ist dieser auch nur mit einigem Mehraufwand zu begehen: Höhere finanzielle Mittel und größere Manpower sind nur zwei Beispiele dafür. Zudem käme dann auch noch das Problem der unterschiedlichen Betriebssysteme: Im unteren Bereich DOS/VSE und bei der 4341 dann MVS/SE. Die Brücke wird durch VM/SP geschlagen.

Wer Initiativen zeigt und sich für die Konkurrenz interessiert, bekommt auf dem Markt jedoch einiges geboten. So hat den Diebold-Unternehmensberatern zufolge Hewlett-Packard beispielsweise mit ihrer HP 3000 einen Rechner mit modernster Architektur geschaffen, der preislich zudem etwas günstiger liege, als IBM mit der 4300. Dennoch wäre hier ein Vergleich problematisch, da HP aus einer völlig anderen Richtung komme, nämlich aus dem Prozeßrechnerbereich und zudem eine andere Produktstrategie verfolge: Die starke Dedizierung für bestimmte Anwendungen.

Problematisch dagegen zeige sich bei HP die Vertriebsunterstützung. Wer nicht, so ein Seminar-Teilnehmer, selbst über eine ausgezeichnete Mannschaft verfüge, bleibe auf der Strecke.

"Hunde" liegen überall begraben

Bei Honeywell mit den Systemen DPS/4 und DPS/7 liege der Hund wieder woanders begraben". So seien die Anlagen sehr stark batchorientiert und eigneten sich daher weniger für die Dialogverarbeitung. Die Betriebssicherheit bei der siebener Version wiederum wurde in der Runde allgemein gelobt. Zudem sei die Systemsoftwareleistung, wie zu hören war, allgemein besser als bei der 4300. Auf der Anwendungsseite jedoch biete IBM schon einiges mehr.

Aber auch andere Vorteile könnten stechen, so operieren Honeywell VB's grundsätzlich mit "Preisgeneratoren" die garantierten, daß die Ausgaben für eine Honeywell-Maschine immer rund zehn bis 15 Prozent unter den vergleichbaren IBM-Leistungen liegen.

Noch höhere Zugeständnisse soll dagegen Nixdorf im Bereich ihrer 8890 machen, wie auch ein anwesender Münchener Nixdorf-Repräsentant bestätigte. So lägen die Preise für ganze Konfigurationen um durchschnittlich 15 bis 20 Prozent unter denen des Marktführers. Als besonders günstig heben die Paderborner, die mit ihrer 8890 vor allem den Markt der 4331 angehen (die 4341 erreiche mit dem Betriebssystem MVS andere Dimensionen), bei ihrer Argumentation hervor, daß NIDOS/VSE im Gegensatz zum DOS/ VSE mit variablen Programmpartitions gefahren werden könnte.

Ansonsten sei alles mit der 4300 identisch - die Anwender hätten also nur Vorteile. Zudem gebe es in Paderborn Mietpreisnachlässe und Servicevorteile: Anders als bei Big Blue sei auch der Kleinanwender bei Nixdorf noch keine Nummer.

Als Alternative zu den anderen Herstellern präsentiere sich die 8890 indessen als weniger interessant, denn HP und Honeywell wiederum verfügten über andere Vorteile. Es komme also wieder einmal ausschlaggebend auf die Basis der Entscheidung an.

Marketinginstrument Nummer eins scheint dennoch der Preis zu sein. So auch bei Siemens. Hier rangieren die Preise für das System 7.500 zirka zehn Prozent unterhalb der IBM-Forderungen - bei der CPU mit 20 Prozent sogar um einiges mehr, dafür wird für die Peripherie nur um fünf Prozent nachgelassen und die Software liegt im Preis ungefähr gleich.

Bei allen Modellen des Münchener Herstellers kommt das Betriebssystem BS2000 zum Einsatz. Dem Diebold-Berater zufolge ist dabei vor allem im unteren Bereich (7.521 und 7.531) der Durchsatz schlecht, da die Leistung des Betriebssystems nicht ausgenutzt werden kann.

Sperry Univac bildete mit den Systemen 80 und 1100/60 den Abschluß der Diebold-Analyse: Das Modell 80 sei nur bedingt mit der 4300 vergleichbar, mehr schon mit dem System /38. Hier böten sich im Verhältnis zum IBM-Computer allerdings gravierende finanzielle Vorteile, denn Univac liege mit seinem Angebot bis zu 30 Prozent günstiger als der Marktführer.

Eine Pattsituation beim Preisvergleich bestehe dagegen bei dem Modell 1100, das in direkter Konkurrenz zur 4300 antrete. Als besonderen Vorteil könne Univac aber sein Betriebssystem OS 1100 hervorheben, das "wesentlich" leistungsfähiger als DOS/VSE arbeite und von daher für den gleichen Preis einfach mehr Leistung biete. "Verdammt teuer" indessen gestalte die Computer-Division der Sperry Corp. ihr Peripherieangebot. Mit ihrer 1100 und den Serviceleistungen wiederum zeigten sich die teilnehmenden Univac-Anwender recht zufrieden, wie überhaupt der Eindruck für einen Außenstehenden aufkam, daß - wenn man sich einmal für einen Hersteller entschieden hat - auch versucht wird, diesem die Treue zu halten.

Ziel dieser Veranstalter ist es, das Problem der Sicherheit in der Datenverarbeitung über Landesgrenzen hinweg aus internationaler Perspektive zu diskutieren. Sesuricom '83 soll internationales Forum sein für den Austausch von Ideen, Wissen und Erfahrungen zwischen DV-Anwendern, Systementwicklern und Vertretern der Forschung. Grenzüberschreitender Datenverkehr, Informationsrecht, Schutz potentiell Betroffener vor Mißbrauch ihrer Daten, Computerkriminalität, funktionelle und konstruktive Sicherung technischer Systeme, Risikoanalyse der Sicherheit von Rechensystemen, Datensicherheit, Kryptologie, Gestaltung von Katastrophenplänen, Sicherheit von Teletex sind die Hauptthemen, die behandelt werden sollen. Die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) beteiligt sich an der Schirmherrschaft und der Durchführung des Kongresses.

Weitere Auskünfte: Sedep/Securicom'83, Eliane d'Almeida, 8, Rue de la Michodière, F-75002 Paris, Telefon: (0331)7 20 21 22 (bzw. 7 42 41 00)