Informationelle Rüstungsspirale

07.11.1986

"Stillstand der Rechtspflege" signalisierte heuer die Jubiläumsveranstaltung der Datenschutz- und -sicherheitsprofis. Vor der Bundestagswahl, während der Diskussion um den "Kronzeugen", und nach allzuviel veröffentlichter unmaßgeblicher Meinung zu den Sicherheitsgesetzen, haben die Vordenker der Vortragenden diesen wohl einen Maulkorb mit dem Gütesiegel der freiwilligen Selbstkontrolle verpaßt. Schweigen ist ja noch Gold, wenn auch mehr Reden den Veranstaltern vielleicht mehr Silber In den Säkkel gebracht hätte. Rückläufig Ist der Besucherandrang, vorläufig hoffentlich die ungewohnte Disziplinierung. Zwischen den Zellen mußten sich da der FDP-Mann Burkhard Hirsch und der Professional der Grünen, Christian Ströbele, verstehen. Datensicherheit und Datenschutz verwechseln durfte, ungestraft der Innenminister Nordrhein-Westfalens Herbert Schnoor.

Wer Ohren hatte, konnte gleichwohl außerhalb des Plenums das Gras wachsen hören. Im wissenschaftlichen Gewande daher kommt eine neue Verunsicherungsstrategie, will vom kleinsten Mann bis zur größten Institution ein neues Bewußtsein schaffen, aus dem heraus schließlich Ober eine Sicherheitsdebatte (auf der Dafta natürlich) zu einer Datenschutzwehr mit kleinem, mittlerem und großem Geschlitzt geblasen wird. Um personenbezogene Daten, wie einst im Mai, geht es dabei nur auch. An einer Rüstungsspirale informationeller Art wird eifrig gedreht, gedrechselt und gedeichselt. Mögen die Vertrauensbilder an der Argumentationsfront nur eifrig die x-te Variation des Themas "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" erfinden, der Markt, das Terrain ist längst unterfangen von Tretminen, die - programmiert losgetreten - Markt schaffen für DV-Hochrüstung in Form von Backup Rechenzentren, von Codiernormen und -antinormen, von Netzwerk-Management-Tools und Antitools, von Chipkarten und Superchipkarten etc. Es gäbe viel zu verdienen, hätten wir nur das rechte Datenunsicherheitsbewußtsein.