Fraunhofer-lnstitut zieht bei Modellversuch Zwischenbilanz:

Information ist unterschiedlich gefragt

25.08.1989

KARLSRUHE (pi) - Unterschiede im Nutzungsverhalten und damit der Akzeptanz von Datenbankinformationen macht das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) im Rahmen eines Modellversuches über Informationsvermittlung aus. Das ISI legte jetzt über den Drei-Jahres-Versuch einen Zwischenbericht vor.

Konzepte der Informationsvermittlung bei Unternehmen und Institutionen aus dem Dienstleistungsbereich werden in einem Modellversuch des Bundesforschungsministeriums seit 1986 erforscht und erprobt. Bundesweit werden seither 133 Informationsvermittlungsstellen (IVS) gezielt gefördert.

Der Versuch "Informationsvermittlung" soll einem größeren Kreis von Dienstleistern und -Institutionen die Möglichkeit geben, die Nutzung elektronisch gespeicherter Informationen und die Vorteile einer qualifizierten Informationsvermittlung kennenzulernen. Die gesamte Palette innovationsorientierter Dienstleistungen wurde durch eine breite Streuung verschiedenster Unternehmens- und Institutionstypen erzielt.

Bereits nach knapp zwei Jahren, so das Fraunhofer-Institut, zeichneten sich deutliche Unterschiede im Nutzungsverhalten und damit auch in der Akzeptanz von Datenbankinformationen bei einzelnen Typen von IVS ab. So wurden bei den 82 privaten IVS, die rund 60 Prozent aller Teilnehmer des Modellversuchs ausmachten, durchschnittlich nur 87 Recherchen pro Stelle in sieben Quartalen durchgeführt. Die 27 IVS bei wirtschaftsnah arbeitenden nichtkommerziellen Institutionen erreichten im selben Zeitraum einen Durchschnittswert von etwa 90 Recherchen. Nur die 24 IVS aus den Bereichen Forschungstransfer und Wissenschaft lagen mit rund 36 Prozent aller Recherchen und einem Mittelwert von 216 weit über dem Durchschnitt des gesamten Rechercheaufkommens im Modellversuch.

Für diese überdurchschnittliche Zahl von Online-Recherchen nennt das ISI drei maßgebliche Gründe: Zum einen enthalten die meisten Datenbanken wissenschaftliche Fachinformationen, die von entsprechend geschulten Nachfragern problemloser genutzt werden können als von Anwendern aus der Wirtschaft. Zum anderen lassen sich Informationsanfragen im naturwissenschaftlichen Bereich einfacher formulieren und routinierter abwickeln; private Informationsanfragen erfordern häufig einen zu komplexen Interpretationsaufwand. Darüber hinaus weckt die direktere Verfügbarkeit von Datenbanken an Universitäten und Fachhochschulen einen intensiveren Recherchebedarf im Bereich Wissenschaft und Lehre.

Das Fraunhofer-Institut kommt jedoch zu dem Schluß: Masse bedeutet nicht immer Akzeptanz. So sind trotz reger Nutzung einige Hochschul-IVS aufgrund von Personalmangel in ihrer Existenz gefährdet. Auf der anderen Seite ziehen, so das ISI, einige Beratungsunternehmen aus den wenigen Recherchen, die sie pro Jahr durchführen, erheblichen Gewinn. Eine endgültige Bewertung der verschiedenen IVS-Modelle kann jedoch erst nach Auslauf der öffentlichen Förderung vollzogen werden.