Systo '85: Management im Spannungsfeld zwischen Technik und Benutzerbedürfnissen

Information bleibt Schlüssel zur Motivation der Mitarbeiter

22.11.1985

CW Bericht, Wolf-Dietrich Lorenz

FRANKFURT/M. - "Über Steuern und Tod hinaus", so Porsche-Vorstandsvorsitzender Peter Schutz, "steht für den Informationsmanager bisher nichts fest." Spielregeln neuer Techniken gelten indes auch seiner Meinung nach für diesen Entscheider. Eine Trumpfkarte dabei ist der motivierte Mitarbeiter. Zur Diskussion über "Innovatives Informations-Management" war die Systo '85 in Frankfurt das Forum.

Ein wichtiges Feld der Daten- und Informationsverarbeitung will die Systor GmbH in Filderstadt und Stuttgart, Gesellschaft für elektronische Datenverarbeitung, mit dem künftig jährlich konzipierten Kongreß besetzen: Mittel, Methoden und Philosophie des Informationsmanagements. Der Wandel von Marktstrukturen, die notwendig gewordene kurzfristige Planung in kleineren Segmenten sowie ein uneinheitliches Wachstum erfordern zunehmend die Delegation und Dezentralisation unternehmerischer Entscheidungen.

Datenüberfluß bei Informationsmangel

Informationsmanagement kann dabei ein doppelter Schlüssel - intern wie extern - zu künftigem Unternehmenserfolg werden. Allerdings: Datenüberfluß bei gleichzeitigem Informationsmangel beeinflussen derzeit allgemein das Informationsverhalten im Unternehmen. Ordnung in die Informationsströme zu bringen birgt neben der grundlegenden Schwierigkeit, effektive Konzepte zu gestalten, auch die Gefahr in sich, vorhandenes Potential an Equipment ziellos oder verfrüht einzusetzen.

Weiterhin ist es problematisch, durch ein enges und starres Lösungs-Korsett die Initiative des einzelnen Mitarbeiters zu ersticken und ihm damit gleichzeitig den notwendigen Freiraum sowie eine Bestätigung seiner Arbeit zu verwehren.

Demotivation: Eine Wurzel des Akzeptanzproblems

Den Weg zu weisen, Technik und Benutzerbedürfnisse nicht nur "unter einen Hut zu bringen", sondern auch das persönliche Engagement zu erhöhen, war Anliegen der Veranstaltung des Tochterunternehmens der Schweizer Treuhandgesellschaft mit Sitz in Zürich. Skepsis der rund 70 Teilnehmer - meist Anwender aus unterschiedlichen Branchen - gegenüber "Information" in herkömmlicher wie auch elektronischer Form war merklich vorhanden. Charakteristisch nahmen sich Aussagen über Verfügbarkeit und Wert aus:

"Wesentliches steht in keinem Bericht" oder "Digitale Werkzeuge verhindern eine Kommunikation". Die innere Einstellung auch der Mitarbeiter zur Information, so der allgemeine Konsens der Tagung, wirft dabei ein nicht zu unterschätzendes Problem auf.

Zwei der Referenten packten das Schlagwort "Akzeptanz" an der Wurzel. Ihrer Meinung nach rührt die gegenwärtige Unentschlossenheit gegenüber der technikunterstützten Informationsverarbeitung aus fehlendem Informationsbewußtsein sowie mangelnder Motivation des Mitarbeiters her.

Die Informationstechnik habe zunächst ein Management des Strukturwandels ausgelöst, stellte Klaus W. Otten, ein vor allem in den USA tätiger Technologieberater, fest. Er bewertet die Verwaltung und Steuerung von Information im Unternehmen als Wegbereiter für ein informationsorientiertes Management der Zukunft, als Produktionsfaktor, der bestimmt ist durch Informations-Werkzeuge, -Arbeit und -Ressourcen. Erst durch ein Informations-Bewußtsein sei es indes möglich, den Wert dieses "neuen" Rohstoffs zu erkennen. Dies setzt beim Sachbearbeiter an, reicht aber bis zur Chefetaqe.

Unternehmen als Informationssystem

Um Informations-orientierte Unternehmensführung künftig nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit realisieren zu können, müssen verbindliche Wertvorstellungen für die Informationsressourcen zum Allgemeingut des Managements geworden sein, folgert der Technologieexperte in seinen Überlegungen über Unternehmensstrategie. In konsequentem Zusammenhang damit steht nach Otten eine Betrachtungsweise, in der Unternehmen selbst als Informationssysteme analysiert, geplant und optimiert werden. Ein Ziel des Managements von Information soll sein, den "lnformation-Float" im Unternehmen abzubauen. Schritte, um solche überfälligen Faktenanhäufungen zu vermeiden, sind die Koordination und Integration artverwandter informationsumsetzender Teilgebiete in Fach- und Zentralbereiche.

Eingriffe in verbürgte Privilegien

Daß dabei in bestehende Ordnungen eingegriffen, verbürgte Privilegien sowie historisch gewachsene Informationsmonopole verletzt werden, gilt nach US-amerikanischen Erfahrungen des Managementberaters als unvermeidlich.

Ein starkes Management ist also gefordert. Erfolgreich können die Administratoren des neuen Produktionsfaktors nur agieren, wenn sie Unterstützung und Rückendeckung

durch das Topmanagement erfahren. Erste Erfolge lassen sich häufig schon bei der Hilfestellung von Anwender-Problemen verbuchen. Die Kommunikation von Management

und Benutzer erreicht gleichzeitig ein qualitativ neues Niveau.

Als wichtige Größe in dieser Zusammenarbeit zählt die Schulung und Entwicklung der Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern. Zunehmende Komplexität der Systeme wie auch rasch wachsende Potenz etwa in den Bereichen Speichertechnik oder Rechnerkommunikation machen ein Überdenken der bisherigen Überbetonung individueller Leistung und des Expertentums unvermeidlich. Der Weg führt, weiß Otten, vom "Einzelkämpfer" zum Team-Denken. Knowledge-Engineering, verdichtete Erfahrungen und Arbeitsweisen von Fachleuten in Wissenssystemen kann künftig dazu dienen, die Informations-Ressourcen im Unternehmen zu mobilisieren.

Motivation durch Information

Motivation ist wichtigster Movens - so bewertet der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen, Peter Schutz, diesen Antriebsmotor des Unternehmensgeschehens. Der Treibstoff: Information. Die Schlüsselrolle des Unternehmenserfolgs liegt bei, der Information, besonders wenn sie als Rückkopplung über den geleisteten Einsatz des Mitarbeiters genutzt wird, lautet die zentrale These des Porsche-Managers. Die Gefahr, betont er gleichzeitig, findet sich in der Manipulation des Mitarbeiters durch Information: "Auch mit Wahrheit kann man täuschen, es kommt nur auf die Zusammenstellung der Daten an". Hier wende sich die "Waffe Information" bald schon gegen den Manager und das Unternehmen. Entscheidend sei vor allem, dem Mitarbeiter Ziele zu setzen, die ihm dienlich für seine Arbeit im Unternehmen sein können. Dazu gehöre, durch umfassende Information eine breite Palette technischer Herausforderungen anzubieten, also eine Leistungsvorgabe festzusetzen.

Leistungsvorgabe: "How am doing?"

Vier Überlegungen können den Weg dahin ebnen. Zuerst ist nach dem Unternehmensziel zu fragen, etwa den Qualitätsvoraussetzungen, die gefordert sind. "How am doing?", so der in Berlin geborene Amerikaner Schutz zur zweiten Voraussetzung für die Motivation der Mitarbeiter. Gerade hierzu zählt die Information über das, was vom Mitarbeiter als Leistung erwartet wird.

Als drittes wiegt die Überlegung was der einzelne erhält - etwa Belohnung oder erweiterte Kompetenz -, wenn er die Leistung erbringt. Und schließlich: Falls Hilfe nötig wird, muß die helfende Hand zur Unterstützung auch vorhanden sein. Schutz ermuntert den mitteleuropäischen Entscheider: Zu bewerten sei nicht wie üblich nach Fehlern, sondern nach erbrachten Leistungsbeweisen.