Berufsbilder der IT

Informatiker - Helfer in der Medizintechnik

10.04.2012
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Medizin oder Informatik?

Irina Wächter-Stehle, Philips: "Regelmäßige Gespräche mit Ärzten sind für mich als Informatikerin selbstverständlich."
Irina Wächter-Stehle, Philips: "Regelmäßige Gespräche mit Ärzten sind für mich als Informatikerin selbstverständlich."
Foto: Philips

Irina Wächter-Stehle entschied sich nach dem Abitur für ein Informatikstudium in Karlsruhe. "Ich habe mich im Hauptstudium gezielt für den Schwerpunkt Biomedizin entschieden, weil ich Medizin und Technik miteinander verbinden wollte. Dem Diplom folgte die Promotion in London. Mit einem Stipendium von Philips konnte die Informatikerin drei Jahre in der britischen Metropole über medizinische Bildbearbeitung forschen und gleichzeitig in den Forschungslabors von Philips in Aachen und Eindhoven ihre Experimente vorantreiben.

Während der Promotion vertiefte Wächter-Stehle ihr medizinisches Wissen. "Ich habe nebenher Vorlesungen in Anatomie und Physiologie besucht. Das ersetzt zwar kein Medizinstudium, doch es hilft mir besser zu verstehen, was Ärzte brauchen und wie wir sie mit unseren Produkten unterstützen können", erklärt die 32-Jährige. Die Lektüre medizinischer Fachbücher und regelmäßige Gespräche mit Ärzten sind für die Forscherin selbstverständlich: "Auf diese Weise kann ich eigene Ideen weiterentwickeln und besser abschätzen, was klinisch relevant ist."

Viele medizintechnischen Produkte sind Exportschlager. Besonders in den sogenannten Schwellenländern wird die Nachfrage bis 2020 um jährlich zwischen neun und 16 Prozent steigen, wie eine Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts belegt. Auch viele Angestellte in der Medizintechnikbranche arbeiten längst international. Siemens-Mann Nikolaus Bolle beispielsweise sammelte drei Jahre in Seattle internationale Erfahrungen. Die Informatikerin Irina Wächter-Stehle forscht für Philips in Deutschland und den Niederlanden.

Teamarbeit ist wichtig

Christian Dongov, B. Braun: "Ich konnte von Anfang an mitgestalten und an globalen Projekten mitarbeiten."
Christian Dongov, B. Braun: "Ich konnte von Anfang an mitgestalten und an globalen Projekten mitarbeiten."
Foto: B. Braun

Internationales Arbeiten wünschte sich auch Christian Dongov. Der Wirtschaftsinformatiker startete nach dem Studium in einem kleinen Beratungsunternehmen in der Nähe von München ins Berufsleben. Doch viele der Projekte des SAP-CRM-Beraters fanden im Großraum München statt, weshalb Dongov über einen Jobwechsel nachdachte. Seit Ende 2009 arbeitet er für B. Braun in Melsungen. Das in der Nähe von Kassel angesiedelte Medizintechnik-Unternehmen suchte für einen internationalen Roll-out seiner CRM-Software neue IT-Mitarbeiter.

Seit November betreut Dongov das Roll-out in einer Niederlassung im Norden Englands. "In Melsungen arbeite ich zusammen mit vier Kollegen an diesem globalen Projekt. Teamarbeit ist hier wichtiger als in der Beratung", meint Dongov. Auch die Marketing- und Verkaufsprozesse, die mit der CRM-Software gesteuert werden, sind anders, denn B. Braun verkauft seine Produkte nicht direkt an die Verbraucher. Für Personalchef Jürgen Sauerwald heißt das, dass er B. Braun als Arbeitgeber bekannt machen muss. Während ein Automobilhersteller über seine Produkte Absolventen anlockt, wählt das Melsunger Unternehmen andere Wege. "Aus diesem Grund bieten wir für Studenten verstärkt Praktika, Bachelor- oder Master-Arbeiten im Unternehmen an oder auch Werksstudentenverträge", berichtet Sauerwald. Rund 500 Praktikanten aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland kommen jährlich an die verschiedenen Unternehmensstandorte Melsungen, Tuttlingen oder Berlin, um dort Praxiserfahrungen zu sammeln und möglicherweise ihren zukünftigen Arbeitgeber kennenzulernen.

Das familiengeführte Unternehmen beschäftigt in Deutschland an verschiedenen Standorten rund 11.500 Mitarbeiter, weltweit arbeiten etwa 44.000 Menschen für B. Braun. "Wir bieten zahlreiche betriebliche Programme für Familien und zahlen wettbewerbsfähige Gehälter", so Sauerwald. Auch wer im internationalen Umfeld arbeiten möchte, findet dort passende Aufgaben.

Christian Dongov suchte nicht ausschließlich in der Medizinbranche nach einem Job, doch mit seiner Wahl ist er nun zufrieden. "Ich konnte hier von Anfang an mitgestalten." Wenn in einigen Monaten die Software in den lateinamerikanischen Niederlassungen des Unternehmens implementiert werden soll, wäre der 28-Jährige gerne dabei.

Auch Siemens-Mann Bolle ist mit seiner Berufswahl zufrieden. "Schon während meines Studiums hatte ich den Wunsch, im Beruf innovative Produkte zu entwickeln und etwas zu bewegen. Dieser Wunsch hat sich für mich erfüllt." Heute arbeitet sein Team an iPad-Anwendungen und Cloud-Lösungen. Bolle weiß aber auch, dass die Branche den üblichen wirtschaftlichen Zyklen unterworfen ist. "Wir sind durch schwierige Zeiten gegangen", räumt er ein.