Leistungssprünge durch Förderung von Lehre und Forschung:

Informatik muß in eine Hauptrolle finden

07.08.1987

MÜNCHEN (lo) - Soll die "Informationstechnik 2000" hierzulande nicht den internationalen Anschluß verlieren, ist eine umfangreiche Förderung aus öffentlichen Mitteln angesagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine BMFT-Studie. Lehre und Forschung nämlich, stellt sie fest, hätten bisher nur Nebenrollen für die vielbeschworene "Schlüsselbedeutung der Informationsverarbeitung" gespielt.

Je attraktiver die Studienrichtung Informatik wurde, desto mehr Studenten drängten in diese Disziplin. Der Ausbau von Ausbildungskapazitäten hielt mit diesem Ansturm jedoch nicht Schritt. So skizzieren Autoren aus Industrie, Hochschule und Forschung in einer Analyse des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) die Historie dieser Disziplin. Ihre Schlußfolgerung lautet: Nicht nur die Lehre, sondern auch die Forschungsproduktivität im Bereich Informationstechnik leidet unter fehlenden personellen und finanziellen Mitteln. Das Quantitätsproblem wandelte sich - wie auch in den Sektoren Kommunikationstechnik sowie Industrie- und Mikroelektronik - in eine Qualitätsfrage. Denn nicht wenige Ergebnisse und wegweisende Ideen in der Kette "Forschung - Entwicklung - Produktion" konnten nicht "reifen". Um den Rückstand der Bundesrepublik bei der staatlichen Forschungsförderung zu belegen, zitieren die Verfasser der Bonner Studie Werte aus den USA. Dort sind bis zu viermal so viele Wissenschaftler pro Kopf der Bevölkerung in staatlichen Forschungseinrichtungen ohne Nennung von Universitäten - auf dem Gebiet der Informationstechnik tätig wie hierzulande.

Spitzenleistungen hierzulande waren bisher, so die Autoren, nur Einzelerfolge, da eine breite Grundlagenforschung nicht möglich sei. Auch fehle die Bereitschaft bei Wissenschaftlern zur arbeitsteiligen Zusammenarbeit mangels "Masse". Weiter bemängelt die Studie: Forschung und Industrie arbeiteten nicht eng genug zusammen. Zudem böten zu wenige universitäre "Spinoffs" industrienahe, für die Wirtschaft interessante Themenfelder an.

Nachholbedarf besteht laut BMFT-Analyse besonders bei der Beherrschung komplexer vernetzter Systeme. Weiterhin sollte die Grundlagenforschung für neue Produkte, etwa Rechnerstrukturen, Spracherkennung und Bildverarbeitung sowie Künstliche Intelligenz, aber auch zuverlässige und sichere Software in Angriff genommen werden. Schließlich steht das Thema CIM bei dem Konzept einer "Informationstechnik 2000" obenan. Auch dort müßten Leistungssprünge stattfinden.

Intelligente Dienste stark nachgefragt

Nicht zuletzt werde Computer Integrated Manufacturing nämlich eine erhebliche Nachfrage nach "intelligenten" Informatik-Dienstleistungen aller Art auslösen.