Kauf von Siperian

Informatica investiert in Stammdaten-Management

02.02.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Rund 130 Millionen Dollar in bar lässt sich Informatica die Übernahme von Siperian kosten. Mit der Akquisition baut der Spezialist für Datenintegration seine Expertise im Bereich Master Data Management (MDM) aus.

"Mit der Übernahme von Siperian werden wir den adressierbaren Markt für Informatica erweitern und stärken", sagte Shaib Abbasi, Chairman und CEO von Informatica. Der Spezialist für Extract, Transform, Load-Tools (ETL) hatte zuvor bekannt gegeben, den MDM-Anbieter für 130 Millionen Dollar in bar kaufen zu wollen. Die Siperian-Tools sollen in die Plattform von Informatica integriert werden. Seinen Kunden verspricht der Softwarehersteller damit eine bessere Wertschöpfung und mehr Effizienz. Beispielsweise ließen sich mit den kombinierten Softwarewerkzeugen Stammdaten über die gesamte Lieferketten und Partnernetzwerke zugänglich machen.

Die Informatica-Verantwortlichen erwarten im Umfeld von MDM in Zukunft gute Geschäfte. Laut einer Untersuchung von Forrester Research planen fast die Hälfte aller Unternehmen, Tools für das Stammdaten-Management einzuführen beziehungsweise bereits bestehende Lösungen zu erweitern. Experten schätzen das Volumen des weltweiten MDM-Geschäfts im laufenden Jahr auf rund zwei Milliarden Dollar. Etwa die Hälfte dieser Summe werde in die Infrastruktur für das Stammdaten-Management investiert. Die Wachstumsraten in diesem Segment taxieren sie auf etwa 20 Prozent jährlich.

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Informatica baut seine Daten-Integrationsplattform kontinuierlich aus. Erst im vergangenen Jahr hatte der US-Anbieter den Softwarehersteller AdressDoctor übernommen. Das Unternehmen bietet Adressvalidierungen für über 200 Länder weltweit. Mit dem Kauf von Siperian setzt sich diese Strategie fort. Der im kalifornischen Foster City ansässige MDM-Spezialist bedient weltweit mehr als 60 Kunden mit seinen Software-Tools - darunter beispielsweise den Pharmariesen Pfizer und die Banc of America.

Informatica will unabhängig bleiben, bekräftigt Otto Neuer, Managing Director für Central Europe bei Informatica.
Informatica will unabhängig bleiben, bekräftigt Otto Neuer, Managing Director für Central Europe bei Informatica.

Informatica selbst war in der Vergangenheit oft als potenzieller Übernahmekandidat gehandelt worden. Das Management betont jedoch immer wieder, unabhängig bleiben zu wollen. Otto Neuer, Managing Director für den Bereich Central Europe, bestätigte die Marktstrategie. Der Vorteil Informaticas liege darin, dass das Unternehmen vor allem aufgrund seiner unabhängigen Position die eigenen Lösungen tief in die Softwareprodukte von anderen Anbietern integrieren könne. Beispielsweise gehe es darum die Daten aus verschiedenen Datenbanken zu extrahieren, aufzubereiten und in das entsprechende Data-Warehouse-System des Anwenders einzuspielen. Als Datenschnittstelle müsse die Integrationsplattform eng mit einer Vielzahl anderer Softwarelösungen verzahnt sein.

Informatica steigert Umsatz und Gewinn

Die Geschäftszahlen scheinen den eingeschlagenen Weg zu bestätigen. Für das vierte Quartal 2009 meldete Informatica einen Umsatz von 150,9 Millionen Dollar, 21 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Lizenzeinnahmen verbesserten sich um 25 Prozent von 57,2 auf 71,6 Millionen Dollar. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 25 Millionen Dollar nach 19,9 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Im Gesamtjahr 2009 steigerte der ETL-Spezialist seine Einnahmen um zehn Prozent auf 500,7 Millionen Dollar. Der Gewinn stieg im Jahresvergleich von 56 auf 64,1 Millionen Dollar.