Web

Will sich Geld an der Börse holen

Infor will weiter über Zukäufe wachsen

14.11.2007
Der SAP-Konkurrent Infor business solutions hält an dem Plan fest, bis Ende des Geschäftsjahres 2007/08 mit einer eigenen Aktie oder einer Anleihe an die Börse zu gehen.

Mit dem Geld will Infor die Serie von Zukäufen verlängern. "Wir haben in den vergangenen fünfeinhalb Jahren 31 Unternehmen gekauft", sagte Firmenchef Jim Schaper am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wir schließen auch Großzukäufe von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 400, 500 Millionen Dollar nicht aus."

Infors Mehrheitseignerin, die Beteiligungsfirma Golden Gate Capital, habe Infor noch nie finanzielle Schranken gesetzt, sagte Schaper. Als Übernahmen kann sich Schaper Service-Partner vorstellen, aber auch Technikfirmen zur Erweiterung der Produktpalette. "Zukäufe werden immer Teil unserer Wachstumsstrategie sein."

Infors Stärke in Sachen Wachstum durch Übernahme sei die rasche Integration. "Wir haben Übung darin und ziehen die Sache immer nach demselben Schema durch", sagte Schaper. "Wir haben das perfektioniert."

Nach den Konkurrenten SAP mit 12,5 Milliarden Dollar Umsatz und Oracle mit sechs Milliarden Dollar Umsatz mit Unternehmensanwendungen liegt Infor mit 2,1 Milliarden Dollar an dritter Stelle. Was die Zahlen der Kunden in diesem Segment betrifft, vereint Infor, welches sich als zehntgrößtes Softwareunternehmen der Welt bezeichnet, mit 70.000 mehr auf sich als SAP (39.000) und Oracle (15.000) zusammen.

Neben Großkunden wie Boeing gehören von den 70.000 Kunden 85 Prozent zum Mittelstand, zu dem Infor Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 20 Millionen und zwei Milliarden Dollar zählt. Von diesen rund 60.000 Firmen sind 65 Prozent dem verarbeitenden Gewerbe zuzurechnen. An zweiter Stelle der Branchen rangiert der Einzelhandel.

Knapp über die Hälfte des Geschäfts macht Infor in Amerika. Je ein Viertel entfallen auf Europa/Naher Osten/Afrika und den Rest der Welt. Nach den jüngsten Übernahmen werde sich der Schwerpunkt leicht in Richtung der beiden Amerikas verschieben.

"SAP hat jahrelang auf ihre eigene Entwicklung vertraut. Damit war es ihnen möglich, eine geschlossene Plattform anzubieten. Wir haben von Anfang an auf ein Nebeneinander multipler Plattformen gesetzt. Das ermöglichte uns, viele kleine Unternehmen zu übernehmen und zu integrieren, die sich auf einzelne Funktionen innerhalb der Unternehmenssoftware spezialisiert haben. Daraus entstand ein Palette hochwertiger Funktionen, die separat voneinander nutzbar sind."

"Zudem ist SAP auf Service-Partner angewiesen, um Add-ons zu bauen", sagte Schaper. "Wir machen das selbst. Wir bauen Software als Produkt aus Modulen und Komponenten. Dadurch können wir leicht einen Teil verändern, ohne das Ganze aufzuschnüren. Das spart Zeit bei der Entwicklung und erleichtert dem Kunden den Einbau."

Komplexität will infor auch mit dem eigenen SOA-Angebot (Service-orientierte Architektur) verringern. Hier setzt sich der Gedanke multipler Module und Plattformen fort. "Statt eine Plattform anzubieten und den Kunden seine IT-Landschaft daraufsetzen zu lassen, bauen wir mehrere Plattformen. Das erlaubt Nutzern, leichter mit den Plattformen von Kunden und Ausstattern zu kommunizieren."

Der Konkurrent von SAP und Oracle ist sehr jung und hatte 2003 noch einen Umsatz 110 Millionen Dollar. Dank 31 Zukäufen verzwanzigfachte Infor die Einnahmen und spielt nun in der Liga der Großen. Dabei konzentriert sich das im amerikanischen Bundesstaat Georgia beheimatete Unternehmen auf den Mittelstand. "Oracle hatte nie Interesse am Mittelstand, SAP kommt jetzt. Aber wir können es", sagte Schaper. Der Fokus von Infor liegt neben der Produktpalette auf dem Preis. Mit Hilfe des Vertriebs über das Internet wird Software als Dienstleistung begriffen.

Eine weitere Stärke sieht Schaper in der Erfahrung der Mitarbeiter. "Wir achten darauf, dass Mitarbeiter für Support und Implementierung reichlich Erfahrung haben. Im Schnitt haben sie schon zehn Jahre unterm Gürtel". In der Produktentwicklung, die ein Viertel der Belegschaft auf sich vereinigt, haben Mitarbeiter mehr als zwölf Jahre Erfahrung. "Das sind Leute, die sich im Geschäft unserer Kunden auskennen." (dpa/tc)