Expansionswut bei Anbietern führt zu ersten Preiskonzessionen

Infobase: Wettbewerb bei Online-DB härter

22.05.1987

FRANKFURT (CW) - Anbieter von Online-Datenbanken wollen künftig stärker kooperieren und ihre Informationsdienste zusammenlegen. Sie reagieren damit auf den Wunsch vieler Benutzer nach mehr Information aus weniger Quellen. So ein Ergebnis der Infobase '87, die vom 12. bis 14. Mai in Frankfurt stattfand.

Rund 3000 Fachbesucher aus 30 Ländern zählten die Veranstalter nach eigenen Angaben auf der Infobase - Internationale Ausstellung und Kongreß für Informationsmanagement. Mit annähernd 600 Teilnehmern ebenfalls gut besucht war die gleichzeitig stattfindende 9. Frühjahrstagung der Online-Benutzergruppe der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD).

Online-Infos nach wie vor wenig gefragt

Zufrieden mit dem Ergebnis zeigten sich denn auch die 112 Aussteller, die mit ihrer Angebotspalette insgesamt etwa die Hälfte der weltweit rund 3200 verfügbaren Datenbanken repräsentierten. Als neue Zielgruppe wird 1988 das Reisebüro- und Hotelgewerbe mit einer Sonderveranstaltung sowie mit Anbietern von Reservierungssystemen und öffentlich zugänglichen Datenbanken vertreten sein.

Zu den Nutzern von Datenbanken gehören nach einer Erhebung des Ifo-Institutes für Wirtschaftsforschung aus dem Jahre 1986 derzeit vor allem Kreditinstitute. Für die meisten Industrieunternehmen spielten externe Datenbanken als Informationsquellen allerdings nach wie vor kaum eine Rolle.

Als einen ersten Schritt in Richtung Benutzerfreundlichkeit werten Datenbankkunden die auf der Infobase angekündigten Kooperationen zwischen Informationsanbietern, die es dem DB-Benutzer erlauben, seine Informationen aus weniger Quellen als bisher zu beziehen. Doch hier liegen die Schwierigkeiten nach Ansicht von Experten bereits auf der Hand. Kommentierte etwa Carlo Vernimb von der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel die angekündigte Kooperation zwischen ESA-IRS und dem britischen Anbieter Pergamon Orbit Infoline: "Das Problem sind nicht die 800 europäischen Datenbanken, sondern die 80 verschiedenen Rechner, auf denen sie gespeichert sind."

In diesem Zusammenhang verweist die Kölner Unternehmensberatung Scientific Consulting Schulte Hillen auf den rückläufigen Zugriff der bisher marktbeherrschenden amerikanischen Datenbankanbieter Dialog und SDC, die in Deutschland seit 1982 rund die Hälfte ihres Marktanteils eingebüßt haben. Dagegen sei der Absatz von europäischen Online-Datenbankdiensten im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 26 Prozent auf ein Volumen von rund 35 Millionen Mark gestiegen.

Kleine Gruppe bestimmt unverändert den Markt

Gleichwohl bestimmt aber nach jüngsten Untersuchungen der Kölner unverändert eine kleine Gruppe von Unternehmen und öffentlichen Stellen den Markt: Hier erbringen 15 Prozent aller Nutzer mehr als zwei Drittel des Umsatzes. An der Spitze der Interessenten liegt die Chemie-Industrie mit 33 Prozent Anteil am Online-Umsatz, gefolgt vom öffentlichen Bereich einschließlich Forschung und Wissenschaft mit 3 Prozent, der Elektroindustrie (14 Prozent) und dem überwiegend vom stark wachsenden Segment der Informationsvermittler bestimmten Dienstleistungsbereich.

Um jedoch den Einsatz von Online-Informationen in den Unternehmen zu forcieren, braucht die Kommunikationsschiene aus der Datenbank nach Ansicht von Experten eine direkte Verbindung mit dem anwenderspezifischen Datenmanagement. Wachsende Bedeutung auf dem Weg zur Kompatibilität externer Daten mit betrieblichen Datenverarbeitungsmedien komme auch den Inhouse-Systemen zu, die im Begriff seien, sich neben Medien wie der CD-ROM einen festen Platz in der Informationslandschaft zu schaffen.

Dennoch: Der Wettbewerb in dem hierzulande ohnehin schwierigen Geschäft mit Online-Datenbanken wird härter - die auf der Ausstellung angekündigten Preissenkungen und Sonderkonditionen spiegeln diesen Trend wider. So reduzierte beispielsweise die L P. Sharp Deutschland zur Infobase die Anschaltgebühr um 33 Prozent; andere Anbieter kündigten für den Herbst neue Gebührenstrukturen an.

Hinter dieser Bereitschaft zu Preiskonzessionen steckt nach Ansicht von Beobachtern die "blinde Expansionswut mancher Anbieter", denen auf der Kundenseite kein entsprechendes Interesse gegenüberstand.