Neuausrichtung als Netzwerk-Systemhaus

Info AG hält an der Datenkommunikation fest

10.07.1998

Rundum zufrieden zeigte sich Ernst Müller, Vorstandsvorsitzender der Info AG, bei der Vorlage der Eckdaten der Bilanz 1997. Demnach konnte eine im Vergleich zum Vorjahr 12,7prozentige Umsatzsteigerung auf 82,4 Millionen Mark realisiert werden. Gleichzeitig fiel der Jahresfehlbetrag mit 22,2 Millionen Mark um 3,8 Millionen Mark geringer aus als ursprünglich vorgesehen. Gut ein Jahr, nachdem Müller zusammen mit seinem Vorstandskollegen Hans-Olaf Zehle im Rahmen eines Management-Buyouts alle Anteile (98,19 Prozent) des früheren Mehrheitsaktionärs France Télécom Transpac übernommen hat, befindet sich die Gesellschaft damit im Plansoll.

"Wir werden das Unternehmen dahin bringen, wo es unserer Meinung nach hingehört", unterstrich der Info-AG-Chef seinen Optimismus und den seiner Mitarbeiter. Das bedeute erstens, daß die Info AG spätestens im Geschäftsjahr 2001 "schwarze Zahlen schreibt" und sich zweitens als "führender Anbieter von Datenkommunikations-Services in Deutschland" etabliert. Große Hoffnungen setzen die Hamburger, die 1989 mit einem X.25-Netz als erster privater Carrier neben der damaligen Deutschen Bundespost Telekom an den Start gegangen waren, dabei in die Ende April vereinbarte Partnerschaft mit Equant. Die Kooperation mit dem international tätigen Netzbetreiber, bei der nach Müllers Aussage die sinnvolle Ergänzung von Aktivitäten und nicht eventuelle Synergieeffekte im Vordergrund gestanden haben, werde jedoch auch in Zukunft keine Beteiligungsverhältnisse beinhalten.

Allerdings ist mit dem neuen Partner Kostenoptimierung angesagt. Mit einem Umsatzanteil von 50,1 Millionen Mark an den Gesamteinnahmen ist das Geschäft mit Netzservices zwar der mit Abstand größte Umsatzträger der Hamburger (siehe Abbildung), nach wie vor aber deren Verlustbringer. Denn der Bereich der Rechenzentrums-Backup-Services war Müller zufolge auch 1997 profitabel.

Bei der Info AG heißt dieser Geschäftbereich, mit dem die Hamburger 1981 auf den Markt kamen, Verfügbarkeits-Services für Großrechner und Midrange-Systeme. Doch die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Netzinfrastruktur in Deutschland, also eine Vielzahl an Zugangsknoten sowie die nach wie vor teuren Mietleitungsgebühren, die an die Deutsche Telekom oder andere Festnetzbetreiber zu entrichten sind, forder(te)n ihren Tribut.

Der Info-AG-Chef kündigte deshalb für die Netz-Division einen neue Strategie an. Mittelfristig soll Equant den gesamten Netzbetrieb übernehmen und sich im Dienstleistungsbereich auf große Anwenderfirmen und das Standardgeschäft konzentrieren. Sein Unternehmen werde dann als "Reseller" des internationalen Equant-Netzes in Deutschland sowie als Service-Provider für spezifische Mehrwertdienste fungieren - etwa beim End-to-end-Management von LANs oder bei der Konfiguration individueller Router-Netze.

"Wir müssen von unseren hohen Fixkosten runter", begründete Müller die damit verbundene Neuausrichtung als Systemhaus. Doch der Abschied als Netzbetreiber mit eigener Zugangs- und Knotentechnik schmerzt die Hamburger nicht. "Wir werden unser spezielles Know-how im immer wichtiger werdenden Datenkommunikationsmarkt unter Beweis stellen", zeigte sich der Info-AG-Chef selbstbewußt.

Arcor, Otelo & Co. setzen auf das falsche Pferd

Der vielbeschworene Paradigmenwechsel finde, entgegen vielfach noch gängiger Auffassung, nicht in der Sprachkommunika- tion statt, sondern im Internet- und Intranet-Bereich. "Mein Eindruck ist, daß die Verantwortlichen bei Arcor, Otelo und Viag Interkom schon nach einem eleganten Ausstieg aus der Festnetztelefonie suchen", spielte Müller auf die großen Wettbewerber der Telekom an.

Noch sind die Hamburger allerdings nicht über dem Berg. Müller kündigte an, daß auch im laufenden Geschäftsjahr mindestens noch einmal fünf Millionen Mark für besagte Konsolidierung des Netzgeschäfts ausgegeben werden müssen. Und es ist bekanntlich kein Gesellschafter mehr da, der die hohen Anlaufverluste aus dem teuren TK-Geschäft ausgleicht; der in der Bilanz 1997 ausgewiesene Verlust von 22,2 Millionen Mark muß erstmals in voller Höhe selbst verkraftet werden.

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Info AG im vergangenen Jahr auch bei der Belegschaft abgespeckt. Gut 30 der ehemals 230 Mitarbeiter mußten das Unternehmen verlassen. Dennoch weint man, wie der Info-AG-Chef anklingen ließ, der alten Mutter keine Träne nach. Viele größere Geschäfte habe die France-Télécom-Tochter Transpac aus strategischen Gründen verhindert, hieß es vielsagend. Halte das Vertrauen der Kunden an, werde man, wie Müller vorsichtig andeutete, die Rentabilität bereits vor Ablauf der selbstgesetzten Fünf-Jahres-Frist erreichen.