Infiniband wird reanimiert

30.12.2005
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Neue Einsatzgebiete

Zusätzlich zu dem schon bewährten Einsatz von Infiniband zum Aufbau von Clustern im HPC-Bereich tauchen jetzt neue Anwendungen auf. So will beispielsweise IBM 2006 ein neues Gehäuse für die Blade-Server auf den Markt bringen, dessen Backplane Daten mit bis zu 40 Gigabit in der Sekunde transferiert und damit für Infiniband-Umgebungen geeignet ist. Big Blue hat zudem im Rahmen der Campus-Forschung "Extreme Blue" unter anderem das Entwicklungsprojekt "Infiniband Onloading for Microprocessors" aufgelegt. Gesucht wird ein neuer Kommunikationsweg, der nicht mehr über den Hauptspeicher, sondern über den näher am Prozessor befindlichen Cache-Speicher führen soll.

SGI nutzt die schnelle Interconnect-Lösung für die Kopplung von Speicher und Server: Die Company stellte im November 2005 auf der Supercomputing-Messe "SC05" in Seattle eine Server-to-Storage-Lösung vor, bei der das Disk-Array "TP0700" über eine Infiniband-Schnittstelle nativ an die Infiniband-Fabric angeschlossen und darüber mit einem Cluster verbunden wird.

Die Vorteile von Infiniband

  • Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zu den angeschlossenene Komponenten und deshalb kein Flaschenhals, gute Skalierbarkeit und hohe Ausfallsicherheit;

  • hoher Datendurchsatz von 10 Gigabit/s und mehr;

  • Verwendung von Kupfer- und Glasfaserkabeln möglich;

  • breites Einsatzgebiet: innerhalb von Servern und Blade-Systemen, Kopplung von Rechnern zu Cluster, Anbindung von Speicher an die Cluster ohne zusätzliches Fibre-Channel-Netz;

  • kostengünstiger als Fibre Channel.

Fibre Channel eingespart

SGI erwartet sich neben dem Geschwindigkeitsvorteil hauptsächlich eine Vereinfachung bei der Speicheranbindung an ein Infiniband-Cluster. Bislang mussten die Speicher mit Fibre-Channel-Platten wegen der Protokollkonvertierung entweder über ein Gateway an die Infiniband-Fabric angebunden oder ein eigenes FC-Netz aufgebaut werden. Die Company erwartet, dass sich für eine solche Lösung auch Firmen aus dem kommerziellen Umfeld interessieren, die mit großen Datenbergen kämpfen.

Das Herzstück der SGI-Lösung liefert Engenio (vormals LSI Logic) mit dem Controller und dem modular aufgebauten Array "6498" mit nativer Infiniband-Unterstützung. Die "dual-active" Raid-Controller liefern vier Kanäle mit einer Transfergeschwindigkeit von jeweils 10 Gigabit/s. Auf Laufwerksseite können bis zu 224 Platten vom Typ Fibre Channel oder SATA (serial ATA) angeschlossen werden.

Die Anbindung von Speichern an Server-Cluster verspricht ein lukrativer Marktzu werden, denn derzeit geht etwa die Hälfte der neu ausgelieferten Festplattenkapazitäten an solche Rechnerverbünde. Falconstor, Spezialist für Speichersoftware, und Voltaire, Entwickler von Hardware-Infrastrukturlösungen für Grid-Computing, wollen sich von diesem Markt ebenfalls ein Stück einverleiben. Auch sie liefern eine Speicherlösung mit nativer Infiniband-Unterstützung.