Quartal überrascht positiv

Infineon verlässt den Standby-Modus

30.07.2013
Der Halbleiterspezialist Infineon fasst immer besser Tritt.

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr schraubte der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr nach oben und überraschte auch im vergangenen Quartal positiv (PDF-Link). "Infineon hat sich gut erholt und ist wieder gewachsen", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss am Dienstag und stellte ein weiteres Umsatzplus und steigenden Gewinn im laufenden Quartal in Aussicht. An der Börse kam der Optimismus gut an. Die im Dax notierte Aktie legte am Morgen um 4,62 Prozent zu und war damit bester Wert im Leitindex.

War Infineon im vergangenen Herbst noch von einem kräftigen Umsatzrückgang zwischen fünf und neun Prozent und einer Marge für das Segmentergebnis zwischen fünf und neun Prozent für das im Ende September auslaufende Geschäftsjahr ausgegangen, sieht die Lage mittlerweile deutlich positiver aus: Vorstandschef Ploss kalkuliert nur noch mit einem Umsatzrückgang von etwa 1,5 Prozent. Die Marge dürfte bei knapp unter zehn Prozent herauskommen. Zum Vergleich: Im Vorjahr erreichte sie 13,5 Prozent.

Das Unternehmen sei in der Lage, Chancen in anziehenden Märkten schnell und konsequent zu nutzen, sagte Ploss. Infineon profitiert nun davon, dass der Manager Ende vergangenen Jahres trotz einbrechender Aufträge und Gewinne auf tiefere Einschnitte verzichtet hatte. Der Manager hatte den Konzern lediglich in den "Standby-Modus" versetzt. Entlassungen gab es keine, wohl aber Kurzarbeit. Nicht ausgelastete Anlagen wurden abgeschaltet.

Im zurückliegenden Quartal verbesserte sich die Auslastung bei Infineon weiter: Der Umsatz legte zwischen April und Ende Juni um elf Prozent auf gut eine Milliarde Euro im Vergleich zum Vorquartal zu. Das wichtige Segmentergebnis, das die betriebliche Entwicklung widerspiegeln soll, schnellte um 72 Prozent auf 117 Millionen Euro nach oben. Unter dem Strich blieben 77 Millionen Euro - nach gerade einmal 33 Millionen im Quartal zuvor. Damit übertraf der Konzern die Schätzungen der Analysten teils deutlich.

In allen Sparten, die von dem wichtigen Gewinnbringer Autochips über Halbleiter für die Industrie oder Smartphone-Hersteller reichen, legten Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorquartal zu. Bei Halbleiterherstellern ist wegen der schwankenden Preise der Vergleich mit dem Vorquartal üblich.

Obwohl viele Infineon-Kunden aus der Autoindustrie in Europa seit geraumer Zeit mit herben Absatzproblemen kämpfen, sieht der Konzern in Nordamerika und Asien weiterhin Wachstum. Dort bauen auch viele deutsche Hersteller in Produktion aus. Gerade der Trend hin zu mehr Elektronik im Auto und der Vorliebe für gut ausgestattete Oberklasse-Wagen spielt Infineon in die Hände: In diesen Fahrzeugen stecken mehr Chips.

Im Industriegeschäft, wo sich Infineon etwa auf Chips für die Energiesteuerung spezialisiert hat, setzte sich laut dem Konzern "die Erholung des Umsatzes dynamisch fort". Die Nachfrage habe sich in allen Anwendungsbereichen belebt. Bei Chips wie sie in Personalausweisen, SIM-Karten für Handys oder Bezahlkarten stecken, sprang die Nachfrage ebenfalls an.

Da Halbleiter in vielen Produkten stecken und für die Industrie wichtig sind, merken die Konzerne Konjunkturschwankungen früh und heftig. Jüngst hatte sich bereits eine ganze Reihe anderer Branchengrößen wie STMicroelectronics oder Texas Instruments wieder optimistischer geäußert. (dpa/tc)