Infineon-Manager unter Korruptionsverdacht

19.07.2005
Vorstand Andreas von Zitzewitz tritt nach Hausdurchsuchungen zurück.

Am vergangenen Freitag durchsuchten Staatsanwälte, Kriminalpolizisten und Steuerfahnder Infineon-Büros und 14 Privatwohnungen von Verdächtigen und Zeugen in Deutschland und der Schweiz. Einen Tag darauf trat Vorstand Andreas von Zitzewitz, zuständig für das Speichergeschäft des Chipherstellers, von seinem Amt zurück. Auslöser der Ereignisse sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung.

Die Ermittlungsbehörden sehen von Zitzewitz inzwischen unter erhärtetem Verdacht, Gelder vom Chef der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, erhalten zu haben. Der bekam Finanzmittel für das Motorsport-Sponsoring von Infineon. Im Gegenzug sollen 300000 Euro an Zitzewitz zurückgeflossen sein. Auf ähnliche Weise soll auch Harald Eggers, bis zum Frühjahr 2004 Chef der Speichersparte bei Infineon, an 50000 Euro gekommen sein. Eggers leitet inzwischen das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis.

Die Bestechungen waren ans Licht gekommen, nachdem der motorsportbegeisterte ehemalige Infineon-Vorstandschef Ulrich Schumacher im März 2004 entlassen worden war. Der neue Vorstandsvorsitzende, Wolfgang Ziebart, kündigte die Verträge für das aufwändige Motorsport-Sponsoring, um Geld zu sparen. Darüber kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Agentur BF Consulting. Deren Chef Schneider erwähnte vor Gericht, 300000 Euro seien an Zitzewitz geflossen. Daraufhin begannen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die jetzt in Hausdurchsuchungen und den Rücktritt mündeten.

Nach Presseberichten ist der Infineon-Aufsichtsrat schon im Zusammenhang mit der Entlassung des damaligen Firmenschefs Schumacher auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht geworden. Damals wies Aufsichtsratschef Max-Dietrich Kley die Meldungen als "bösartige Verleumdungen" zurück. Gewerkschaftsvertreter kritisieren inzwischen damalige Fehler im Controlling. (ls)