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Infineon: "Keine Anzeichen für eine Markterholung"

23.07.2001
Infineon Technologies hat im dritten Quartal erstmals seit seiner Ausgliederung aus dem Siemens-Konzern ein negatives Ergebnis vorgelegt. Auch für das gesamte Geschäaftsjahr 2001 erwartet die Company einen Verlust.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon Technologies hat erstmals seit seiner Ausgliederung aus dem Siemens-Konzern ein negatives Ergebnis vorgelegt. Für sein drittes Fiskalquartal meldete das Münchner Unternehmen einen Nettoverlust von 317 Millionen Euro. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum erwirtschaftete Infineon noch einen Profit von 266 Millionen Euro. Die Ursachen für den Verlust liegen nach Angaben der Firma im starken Preisverfall insbesondere bei den Speicherprodukten und den Kosten für derzeit ungenutzte Kapazitäten in den meisten Segmenten (außer Automobil- und Industrieelektronik). So fielen etwa Aufwendungen von 209 Millionen Euro für die Abschreibung von Lagerbeständen an. Der Umsatz fiel im abgelaufenen Quartal auf 1,28 Milliarden Euro, was einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 30 Prozent entspricht.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sank der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 4,59 Milliarden Euro. Der Nettoverlust für den Neunmonatszeitraum belief sich auf 68 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor schrieb Infineon noch einen Nettogewinn von 545 Millionen Euro.

Ulrich Schumacher, Vorstandsvorsitzender von Infineon, kommentierte die Zahlen: "In der ersten Hälfte dieses Geschäftsjahres ist Infineon mit einem Umsatzwachstum von 37 Prozent in den Nicht-Speicher-Bereichen schneller als der Markt gewachsen. Allerdings haben sich die Marktbedingungen im dritten Quartal deutlich verschlechtert und schließlich negativ auf das gesamte Geschäft von Infineon ausgewirkt. Das Ausmaß des aktuellen Rückgangs, insbesondere im Bereich Kommunikation, war nicht zu erwarten."

Die Bruttomarge einschließlich der Aufwendungen für die Abschreibung von Lagerbeständen fiel mit minus ein Prozent negativ aus. Im Vorjahresquartal lag die Bruttomarge noch bei plus 41 Prozent. Während Infineon im dritten Quartal 2000 noch 48 Prozent seines Gesamtumsatzes außerhalb von Europa erwirtschaftete, lag die Rate im abgelaufenen Berichtszeitraum bei nur noch 46 Prozent.

Für die zweite Hälfte des Kalenderjahres 2001 rechnet Infineon nicht mit einer Ergebnisverbesserung. "Es gibt keine eindeutigen Anzeichen für eine Markterholung in den kommenden Monaten", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Aufgrund der aktuellen Marktbedingungen geht Infineon im vierten Fiskalquartal von einem Nettoverlust und einem Defizit für das gesamte Geschäftsjahr 2001 aus.

Um die Kosten zu senken, haben die Münchner ihre Investitionen im laufenden Fiskaljahr um 500 Millionen Euro auf 2,3 Milliarden Euro gesenkt. Im kommenden Jahr soll sogar eine Milliarde Euro weniger ausgegeben werden. Ferner hat Infineon einen Einstellungsstopp verhängt. Den vor kurzem mit seinem zweiten Börsengang erzielten Emissionserlös von 1,5 Milliarden Euro will der Halbleiterhersteller in Investitionen, mögliche Akquisitionen, als Betriebskapital sowie für weitere "unternehmerische Zwecke" verwenden.

Die Anleger reagierten verstimmt auf die Nachrichten: Der Infineon-Kurs sank am heutigen Montagmorgen um 2,4 Prozent auf 26,60 Euro.