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Infineon kann die Jahresprognose nicht mehr halten

30.04.2009
Der Halbleiter-Hersteller Infineon rechnet nach einem weiteren Abbröckeln des Geschäfts von Januar bis März nun mit einer Erholung. Die Jahresziele wurden aber kassiert.

Im laufenden Vierteljahr werde der Umsatz wieder steigen, teilte Infineon am Donnerstag mit. Vielleicht habe das abgeschlossene zweite Geschäftsquartal bereits den Tiefpunkt markiert, hieß es weiter. Das machte den Anlegern Hoffnung: Vorbörslich stieg der Kurs um 3,42 Prozent auf 1,96 Euro. Angesichts der Heftigkeit des Abschwungs in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres senkte Infineon jedoch wie bereits angedeutet den Gesamtausblick. Der Konzern rechnet nun damit, bis Ende September mehr als 20 Prozent an Umsatz einzubüßen und tiefrote Zahlen zu schreiben. Bislang hatte Infineon ein Abrutschen um mehr als 15 Prozent erwartet.

Im zweiten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum bereits schwachen ersten Vierteljahr um zehn Prozent auf 747 Millionen Euro. Die Analysten hatten bereits damit gerechnet. Vier der fünf Sparten büßten weiter ein: Autoelektronik, Industrieanwendungen, Sicherheitskarten und drahtgebundene Kommunikationsgeräte. Einzig das Geschäft mit Chips für Handys ging leicht aufwärts - hier hatte Infineon mehrere neue Aufträge gewonnen.

In der Folge des Umsatzschwunds verschlechterte sich auch das Segmentergebnis, das die operative Entwicklung widerspiegelt, von minus 102 auf minus 110 Millionen Euro. Damit kam Infineon besser weg als von Experten geschätzt. Grund war insbesondere, dass der Konzern Rückstellungen für Boni und Prämien teilweise aufgelöst hat - im Rahmen des laufenden Sparprogramms hatte Infineon das Gehalt beschnitten. Zudem sind nun weniger Menschen bei dem ehemaligen DAX-Konzern beschäftigt: Die Zahl der Mitarbeiter fiel von ehedem rund 30.000 auf 26.400.

"Die Maßnahmen zur Kostensenkung zeigten deutliche Effekte", sagte Vorstandschef Peter Bauer. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust 404 auf 258 Millionen Euro. Das lag aber insbesondere am Rückgang der Belastungen durch die insolvente Speicherchip-Tochter Qimonda, wo im vorangegangenen Quartal fast 200 Millionen Euro angefallen waren. Dieses Mal schlug Qimonda nur noch mit der Hälfte zu Buche. Infineon hat das Unternehmen nach dessen Insolvenz dekonsolidiert. Dadurch wurden bisher im Eigenkapital erfasste Währungseffekte ergebniswirksam. Qimonda war in den USA börsennotiert und machte auch das meiste Geschäft in Dollar.

Im laufenden dritten Quartal geht Infineon nun davon aus, dass der Umsatz gegenüber dem zweiten Vierteljahr wieder um zehn Prozent steigt. Auch der operative Verlust soll deutlich sinken - im besten Fall um mehr als die Hälfte. "In der schwierigen Marktsituation wird es weiterhin darauf ankommen, unsere Aufwendungen streng zu kontrollieren", gab Konzernchef Bauer die Marschrichtung vor. (dpa/ajf)