Stellenabbau

Infineon fürchtet steigende Marktrisiken

25.07.2008
Der Halbleiterhersteller Infineon hat im dritten Geschäftsquartal in seinem Kerngeschäft zwar leicht über den Erwartungen abgeschlossen.

Eine erneute hohe Abschreibung auf die Speicherchip-Tochter Qimonda riss das Unternehmen jedoch abermals tief in die roten Zahlen. Auch die Zukunft sehen die Münchener nun düsterer. Infineon stellte am Freitag fest, "dass die Marktrisiken generell eher steigen und dass die anhaltende Schwäche des US-Dollar gegenüber dem Euro den normalen Preisverfall in den Absatzmärkten verstärkt". Unter anderem mit dem Abbau von 3000 Stellen will das Unternehmen gegensteuern, was aber vorerst zu weiteren hohen Kosten führen wird. Der vorbörsliche Kurs sank um 3,72 Prozent auf 4,65 Euro.

Von April bis Juni war es wieder einmal Qimonda, die das Ergebnis massiv verhagelte und zu einer weiteren Abschreibung von 411 Millionen Euro führte. Denn in den Büchern stand die Tochter zuletzt zu 6,50 Dollar je Aktie; der tatsächliche Wert an der Börse belief sich aber auf unter zwei Dollar. Zusammen mit den Verlusten aus dem operativen Geschäft Qimondas summierte sich das Konzernminus auf 592 Millionen Euro. Dies ist zwar mehr als eine Halbierung zum Wert des Vorquartals von 1,371 Milliarden Euro; damals hatte Infineon eine Milliarde Euro abgeschrieben. Die elf von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Analysten hatten aber mit einer weitergehenden Erholung gerechnet.

EBIT-Verbesserung nur dank Sondereffekt

Das von Qimonda verschonte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) verbesserte sich nur dank des Verkaufs des Geschäfts mit Festplattenchips von 36 auf 71 Millionen Euro. Hier konnte Infineon die Erwartungen übertreffen. Alle Sondereffekte des zweiten und dritten Quartals herausgerechnet, verschlechterte sich der Konzern jedoch von 49 auf 37 Millionen Euro. Der Umsatz nahm wie prognostiziert leicht ab von 1,049 auf 1,029 Milliarden Euro. Infineon erwartet nun im vierten Geschäftsquartal einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorquartal im mittleren einstelligen Prozentbereich. Im Vergleich zum Vorquartal soll das EBIT ohne Berücksichtigung von Sondereffekten gleich bleiben oder leicht sinken. Aufgrund des Sparprogramms erwartet der Konzern aber "wesentliche Netto-Sonderaufwendungen". Eine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr, das im September endet, stellte Infineon nicht mehr auf.

Mit seinem bereits in Grundzügen umrissenen Sparprogramm will Infineon bis zum Ende des kommenden Geschäftsjahres die Kosten um jährlich mehr als 200 Millionen Euro drücken. Der Stellenabbau betreffe "alle Standorte, Funktionen und Hierarchie-Ebenen". Wie ein Sprecher betonte, sind in der Zahl von 3000 zu streichenden Stellen aber bereits die bekannten 650 im Vorzeigewerk Dresden enthalten. Weltweit beschäftigt Infineon rund 43.000 Mitarbeiter; in den deutschen Werken in Regensburg und Dresden sowie dem österreichischen Villach sind es mehr als 6000 Beschäftigte. Das Erreichen des Sparziels stellte das Management aber unter den Vorbehalt, dass der Markt stabil bleibt und der Euro-Dollar-Wechselkurs bei 1,55 liegt.

AIM mit mehr Gewinn, COM mit mehr Verlust

Der Umsatz in der größeren der beiden Kernsparten, dem Geschäft mit Steuerungschips für Auto und Industrie (AIM), fiel im dritten Quartal von 741 auf 712 Millionen Euro. Dank des Zuflusses in Höhe von 41 Millionen Euro aus dem Verkauf des Geschäfts mit Festplatten-Chips stieg das EBIT von 69 auf 106 Millionen Euro. Im laufenden Quartal soll der Umsatz in dem Segment um einen mittleren einstelligen Prozentbereich steigen; die EBIT-Marge soll ohne Sondereffekte zwischen neun und zehn Prozent liegen.

Der Umsatz in der kleineren Kommunikationssparte COM stieg entgegen den Erwartungen von 302 auf 313 Millionen Euro. Das hiesige EBIT fiel infolge des Produktionsanlaufs neuer Mobilfunk-Plattformen aber von minus 29 auf minus 30 Millionen Euro. In der Periode bis Ende September soll der Umsatz nun auf 330 bis 350 Millionen Euro steigen. Das negative EBIT ohne Sondereffekte soll sich verbessern. (dpa/tc)