Gewinneinbruch im Quartal

Infineon bremst Investitionen

31.07.2012
Der Halbleiterkonzern Infineon hat seinen Investitionsplan für das kommende Geschäftsjahr gekappt und will damit in der Euro-Schuldenkrise seine schrumpfende Marge stabilisieren.

Unter anderem Abschreibungen und Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei Autochips hatten im vergangenen dritten Geschäftsquartal (Ende Juni) den Überschuss unerwartet kräftig einbrechen lassen. Der Umsatz blieb hingegen stabil, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte (PDF-Link). Den Ende Juni gesenkten Ausblick für den Rest des Jahres bestätigte der Vorstand. Die im Dax notierte Aktie legte am Morgen um 4,5 Prozent zu.

Infineon-Chef Peter Bauer geht Ende September aus gesundheitlichen Gründen.
Infineon-Chef Peter Bauer geht Ende September aus gesundheitlichen Gründen.
Foto: Infineon

"Wo wir sparen können, sparen wir jetzt", sagte der wegen einer Krankheit Ende September scheidende Vorstandschef Peter Bauer. Infineon habe Maßnahmen ergriffen, um die Marge bei nur verhaltener Umsatzentwicklung zu sichern. Seit dem Juli stellt Infineon keine neuen Mitarbeiter mehr ein. Die Personalzahlen seien "weltweit eingefroren", hieß es. Eigentlich für das kommende Geschäftsjahr geplante Investitionen wurden "deutlich reduziert" und dürften im Jahresvergleich "deutlich sinken." Der Vorstand prüfe zudem "zusätzliche Maßnahmen", hieß es. Weitere Details nannte das Unternehmen nicht. Gleichzeitig wolle Infineon aber auch weiterhin auf eine steigende Nachfrage vorbereitet sein. "In den Bereichen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit sind die positiven Trends weiterhin intakt", sagte Bauer.

Operativ lief es im Großen und Ganzen rund für den Konzern. Der Gewinn im mit Abstand wichtigsten Geschäft mit Autochips litt zwar deutlich unter höheren Ausgaben für Fertigung, Forschung und Entwicklung, dafür stieg der Umsatz noch leicht. Deutsche und koreanische Autobauer hätten weiterhin auf einem hohen Niveau nachgefragt. Auch Japan und Nordamerika hätten sich freundlich entwickelt. Für das laufende vierte Quartal rechnet Infineon mit einem "saisonalen Rückgang". Infineon hilft es, dass gerade bei den teureren hochklassigen Automodellen viele Chips verbaut werden. Oberklassehersteller wie BMW, Daimler oder Audi blieben bislang von der Absatzkrise, die vor allem Hersteller von Kleinwagen getroffen hat, weitestgehend verschont.

Bei Chips für das elektronische Energiemanagement sieht Infineon eine schwächere Nachfrage bei dem eigentlich boomenden Segment der Smartphones. Zudem werde Mobilfunkinfrastruktur weniger nachgefragt. Die größte Dynamik nach oben gab es bei den Sicherheitschips, wie sie etwa in Ausweisen, Reisepässen oder Bezahl-Karten stecken. Das Ergebnis des Segments legte von 14 auf 18 Millionen Euro zu. Der Umsatz werde im laufenden Quartal aber leicht zurückgehen. Als größte Belastung erwiesen sich vor allem die stark rückläufigen Zulieferungen und Serviceleistungen für die beiden vor einiger Zeit verkauften Segmente Handy- und drahtgebundene Kommunikationschips. Der Umsatz brach um mehr als ein Viertel ein, der Gewinn verpuffte.

Der Konzernumsatz zwischen April und Juni stieg überraschend von 986 Millionen Euro im Vorquartal noch leicht auf 990 Millionen Euro. Bei Halbleiterherstellern ist wegen der schwankenden Preise der Vergleich mit dem Vorquartal üblich. Das wichtige Segmentergebnis, das die betriebliche Entwicklung widerspiegeln soll, fiel von 144 Millionen auf 126 Millionen Euro. Die Marge fiel damit von 14,6 auf 12,7 Prozent. Im Durchschnitt will Infineon bei dieser Kennzahl eigentlich 15 Prozent erreichen. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn von 111 Millionen im Vorquartal auf 82 Millionen Euro. Analysten hatten mit einem weniger starken Einbruch gerechnet.

Die Schuldenkrise in vielen europäischen Ländern lässt sich auch an der veränderten Umsatzverteilung von Infineon ablesen. Der Umsatzanteil Europas schrumpfte im Vergleich zum Vorquartal um vier Prozentpunkte auf 43 Prozent. Auch die Bedeutung des Heimatmarktes sank: Deutschland steht nur noch für 22 Prozent der Erlöse und damit zwei Prozentpunkte tiefer. Die Kunden in den asiatischen Ländern wurden hingegen noch wichtiger für die Münchner.

An der Ende Juni wegen verhaltener Nachfrage aus der Industrie gesenkten Umsatz- und Gewinnprognose hielt Infineon fest. Demnach erwartet der Konzern im Geschäftsjahr 2011/2012 (Ende September) einen Umsatzrückgang von vier Milliarden auf annähernd 3,8 Milliarden Euro und einen Gewinnrückgang von 789 Millionen auf eine Größenordnung von etwa 500 Millionen Euro. Für das laufende vierte Quartal rechnen die Münchner mit im Vergleich zum Vorquartal etwa konstanten oder leicht rückläufigen Umsätzen und einer Marge von etwa zwölf Prozent. (dpa/tc)