Mathematik-Nachschulkurse an den Hochschulen:

Industrie will Bildungspolitik korrigieren

03.04.1981

FRANFURT (pi) - Um nicht in eine Nachwuchskrise zu geraten, will die Elektroindustrie nicht darauf warten, bis die Fehler der Bildungspolitik (Ansicht der Elektroindustrie) sich über Jahrzehnte hinaus wieder korrigieren.

Der Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) hat daher ergänzend zu seiner Nachwuchswerbung mit den Universitäten und Technischen Hochschulen Kontakte aufgenommen, um zu erreichen, daß sich die durch Einführung der Oberstufenreform herausgestellten Mängel des Schulsystems nicht in einem katastrophalen Rückgang des technischen Nachwuchses auswirken.

Voraussichtlich werden bereits ab Wintersemester 1981/82 an mehreren deutschen Hochschulen Nachschulungskurse in Mathematik angeboten, die das für das Studium der Elektrotechnik notwendige mathematische Grundwissen auf den Stand bringen wollen, der früher an Oberschulen und Gymnasien geboten wurde. Wie ZVEI-Präsident Wolfgang Seelig dazu vor der Presse erklärte, sollen diese Kurse so aufgebaut sein, daß auch diejenigen Elektrotechnik studieren können, die trotz hinreichender Begabung aus Unkenntnis der beruflichen Folgen Mathematik als Leistungsfach in den beiden Abschlußklassen der Oberstufe abgewählt haben.

Nach Einschätzung des ZVEI ist die Oberstufenreform mit der Möglichkeit, die als schwierig empfundenen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer abwählen zu können oder sie in einem reduzierten Umfang im Lehrprogramm zu halten, der eine Grund für das Ingenieur-Nachwuchsproblem. Der zweite liege in der besonders bei der jungen Generation anzutreffenden Technikfeindlichkeit. Der ZVEI glaubt ohne Unterschätzung des darin liegenden Problems daß es sich hier um eine gesellschaftliche Strömung handelt, die mit der Zeit auch wieder abebbt. Hier bleibe nur der offensive und geduldige Überzeugungsversuch gegenüber denen, die diese Einstellung aus einem Mißverständnis (Meinung des ZVEI) über die Rolle von Technik und Industrie in unserer Gesellschaft erworben haben.

Der Verband hofft aber, daß Einfluß im offenen und verstärkten Dialog mit der Jugend abgebaut werden kann.